Die Tetanie des Erwachsenen und ihre Grenzzustände

Zusammenfassung

Die Bezeichnung Tetanie wurde von L. Corvisart für ein damals immer häufiger zur Beobachtung gelangendes Krankheitsbild geprägt, das durch das Auftreten folgender Erscheinungen gekennzeichnet war: Im allgemeinen gesunde, zumeist jugendliche Personen wurden nach uncharakteristischen Prodromen von Kribbeln und späterem Taubheitsgefühl in den Händen befallen, das alsbald in eine zunehmende Steifigkeit der Finger und schließlich in einen ausgeprägten, mehr oder minder schmerzhaftem Krampfzustand überging, in dem die Finger gestreckt und unter Einziehung des Daumens konusförmig zusammengezogen wurden. Dieser Krampf griff im weiteren Verlaufe auch auf die Arme, die Brust und die Beine über, wobei die Arme in den Ellbogen abgewinkelt und an den Rumpf gepreßt, die Beine hingegen gestreckt und die Füße nach innen gedreht wurden und die Kranken so allmählich in einen recht qualvollen Zustand gerieten, in dem das Bewußtsein eigenartigerweise fast immer ungetrübt blieb. Nach kürzerem oder längerem Bestehen verschwanden diese Krampferscheinungen stets in der umgekehrten Reihenfolge ihres Auftretens, stellten sich jedoch nach einer kürzeren oder längeren Pause eines Tages in der gleichen Weise wieder ein, weshalb das Leiden auch als „intermittierender Tetanus“ bezeichnet worden war Dance). Im Intervall zwischen diesen Attacken waren die Betroffenen mehr oder weniger beschwerdefrei, keinesfalls jedoch augenscheinlich krank.

Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. E. Lauda).