Die Listeriose

Zusammenfassung

Während in früheren Publikationen über humane Listeriosen immer betont wurde, daß es sich um eine Tierseuche handle, die nur in seltenen Fällen auch den Menschen befalle, hat es heute den Anschein, daß wir es mit einer Infektionskrankheit zu tun haben, für die der Mensch in gleicher Weise empfänglich ist wie eine große Reihe verschiedener Tierarten. Niemand anderer als Murray, der mit Webb und Swann die Listeriose bei Laboratoriumstieren entdeckt und sich nun 3 Jahrzehnte mit ihrer Problematik befaßt hat, äußerte sich erstmalig in diesem Sinne. Zu dieser Erkenntnis haben sehr weitgehend beigetragen: die Beschreibung der „Granulomatosis infantiséptica“ durch Reiss, Potel und Krebs und die Identifizierung der erstmalig von Potel regelmäßig bei dieser Erkrankung gezüchteten Keime als Listerien durch Seeliger sowie die hauptsächlich aus Mitteldeutschland und der Tschechoslowakei mitgeteüten zahlreichen neuen Beobachtungen konnataler Listeriosen, obwohl einzelne Fälle schon früher als Listeriosen erkannt wurden (Burn). Über die nunmehr feststehende zahlenmäßige Bedeutung hinaus bietet die Listeriose für den Bakteriologen, Serologen, Kliniker und Pathologen eine Reihe faszinierender Probleme, die sich durch die zahlreichen Besonderheiten dieses Erregers bei der Verursachung von Krankheiten ergeben.

Aus dem St. Anna-Kinderspital in Wein (Ärtzlicher Leiter: Primarius Dr. Krepler) und dem Hygiene-Institute der Universität Wien (Vorstand: Professor Dr. R. Bieling).