Problematik der Therapie und klinischen Pharmakologie des ACTH und der Steroide

Zusammenfassung

Die Entdeckung der therapeutischen Wirkung von ACTH, Cortison und anderen nebennierenrindenwirksamen Stoffen hat eine große Anzahl von Problemen aufgeworfen, die auch heute noch nicht völlig zu beantworten sind. Geben wir ehrlich zu: die im Überschwang der ersten Begeisterung diesen Substanzen nachgesagten Heilerfolge stehen in keinem Verhältnis zu dem, was sie uns wirklich gebracht haben. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich hier sämtliche Einzelindikationen aufzählen wollte, bei denen diese Stoffe wirklich oder angeblich helfen. Wollen wir uns vor allem über eines klar sein: echte Heilungen durch diese Substanzen in kausaltherapeutischem Sinne hat wohl niemand gesehen und kann auch niemand jemals sehen. Wir haben schon immer betont, daß diese Substanzen keine „Heilmittel“sensu strictori sind (1). Wo gibt es in der Therapie mit Hormonen überhaupt echte Heilungen ? Betrachten wir die Hormone allgemein als körpereigene Substanzen, die durch eine Vielzahl feinster Regulationsmechanismen in ihrer Produktion und Wirkung gesteuert werden, so ist ganz klar, daß der dauernde Ausfall eines Hormons das endokrine Gleichgewicht bleibend verschiebt. Eine echte Kompensation gibt es nicht. Warum werden nun Hormone im angenommenen Falle in ungenügender Weise produziert ? Weileine organische Schädigung des hormonproduzierenden Substrates vorliegt. Teilschädigungen interessieren hier nicht, da die Regenerationsfähigkeit des endokrinen Gewebes so groß ist, daß Ausfälle des einen Teiles der Drüse durch Hypertrophie und Mehrproduktion des anderen Teiles ausgeglichen werden.