Zusammenfassung
Eine der vielen Eigentümlichkeiten der Aphorismen des Hippokrates liegt in der scheinbar unerklärlichen Verschiedenheit des Stils des ersten Aphorismus zu dem aller übrigen, besonders wenn man nur die ersten drei Abschnitte als echt anerkennen will. Alle Aphorismen der ersten drei Abschnitte außer dem ersten des ersten Abschnittes und Vereinzeltem gegen Ende des Buches sind nüchterne Feststellungen medizinischer Tatbestände. Sie sind in der Fachsprache der Medizin geschrieben. Der erste Aphorismus hingegen liest sich wie ein Aphorismus im literarischen Sinne des Wortes, wo er in möglichst knappen Worten trotz der Kürze viele Begriffe und Vorstellungen treffend ausdrücken soll. Sonst kommen ärztliche Aphorismen heute höchstens noch als bewußte Nachahmung ihres großen Vorbildes vor. Anders würden sie gar nicht ernst genommen. Im allgemeinen ließe man sie nur als medizinische Notizen gelten, die sich ein Arzt aufschrieb, um sie später in zusammenhängender Darstellung zu benutzen oder die er sich beim Lesen solcher Darstellungen ausschrieb, um sie dem Gedächtnis einzuverleiben oder um sie später als Zitate zu verwenden. Der erste Aphorismus aber ist Literatur einer Gattung, die auch heute noch anerkannt ist. Hingegen würden wir die Sätze, die dem ersten Aphorismus folgen, heute nicht Aphorismen nennen.
Das Leben ist kurz, aber die Kunst ist lang, die rechte Zeit ist nur ein Augenblick, Erfahrung trügt, Entscheidung ist schwer. Man muß nicht nur selbst das Rechte tun, sondern auch der Kranke und die dabei sind, und das, was von außen kommt.
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Koch, R. (1930). Auslegung des ersten hippokratischen Aphorismus. In: Historische Studien und Skizzen zu Natur- und Heilwissenschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94513-7_1
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