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Zusammenfassung

Wenn ich es verguche, im folgenden einige Daten aus meinen Erinnerungen an Rußlands schwerste Hunger- und Seuchenzeiten wiederzugeben, so bin ich mir von vornherein mancher Unzulänglichkeiten meiner Darstellung bewußt. Vieles von dem Geschehenen, Gehörten und Gesehenen läßt sich in Worten überhaupt nicht ausdrücken. Auch sind die folgenden Statistiken und andere Zahlen, obwohl sie zum großen Teil auf amtlichen Angaben bzw. Zusammenstellungen beruhen, vielfach unvollständig, wie auch von den russischen Behßrden zugegeben wird.Das Krankheits-Meldesystemversagte in dem Kriegs-Zusammenbruchsjahr 1917 fast gänzlich und konnte auch später in den Revolutionszeiten und während der folgenden inneren und äußeren Kriege auf Zuverlässigkeit keinen Anspruch machen. In den Jahren 1920 und 1921 wurden die statistischen Daten wieder zuverlässiger. Immerhin blieben sie auch dann noch in vielen Gouvernements ungenau und unvollständig,ungenauvor allem deshalb, weil die Diagnosen meist nur auf Grund der klinischen Befunde gestellt wurden. So ist sicher vieles als Grippe und Malaria bezeichnet worden, was in Wirklichkeit zum Flecktyphus und Recurrens, vielleicht auch zu typhösen und paratyphösen Erkrankungen gehörte. Und ebenso wurde umgekehrt wohl mancher leichte Flecktyphus- und Recurrensfall, namentlich bei Wieder- und Kindererkrankungen als Grippe oder Malaria erklärt oder — ebenso wie manche Choleraerkrankung — überhaupt nicht erkannt und gemeldet. Zu bedenken ist ferner, daß nurdieFälle statistisch verwertet werden konnten, die zur Kenntnis der Ärzte und Feldschere gelangten und von diesen den Sanitätsbehörden weitergemeldet wurden, daß in manchen Gegenden mit zahlreichen Infektionskrankheiten zeitweise überhauptkeine ärztliche Versorgungstattfand, daß viele indolente oder von Hunger erschöpfte Kranke keine sanitäre Hilfe mehr aufsuchten und daß schließlich infektiöse Krankheiten verborgenwurden aus Furcht vor Überführung in die überfüllten und schlecht versorgten Infektionskrankenhäuser.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Mühlens, P. (1923). Einleitung. In: Die Russische Hunger- und Seuchenkatastrophe In Den Jahren 1921–1922. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94442-0_1

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