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Zusammenfassung

Die Befürchtung, daß ein Brief von mir nicht ins Gefängnis zu Ihnen gelangen würde, hielt mich ab, Ihr Schreiben vom 5. September früher zu beantworten. Wie es mir bis heran erging, werden Sie durch meine Schwester erfahren haben. Seit sechs Monaten habe ich abwechselnd in New York, Boston, Baltimore und hier gelebt, um mich mit den Verhältnissen des Landes bekannt zu machen. Schon in der ersten Zeit sah ich ein, daß der Plan des Pariser Hauses nicht durchzuführen war. Um hier Geschäfte zu machen, muß man auf einem der Hauptplätze Lager unterhalten. Ich schrieb deshalb schon im Dezember nach Paris und verlangte Konsignationen. Ich zweifelte um so weniger, daß man auf meine Vorschläge eingehen würde, als sich ein hiesiger Kaufmann bereitwillig erklärt[e], sich mit 8000 Dollars bei dem Unternehmen zu beteiligen. Anfangs hatten die Unterhandlungen den gewünschten Fortgang. Ich erhielt den Auftrag, den Kontrakt zu entwerfen, welcher auch von den hiesigen Kapitalisten angenommen wurde. Ich betrachtete die Sache schon als abgemacht und träumte von meiner bevorstehenden Reise nach Paris, um den ersten Einkauf zu leiten, als ganz unerwartet mir das Pariser Haus in einem Briefe vom 25. März erklärt, daß trotz der vorteilhaften Anerbietungen es nicht imstande sei, sich auf das hiesige Geschäft einzulassen, da seine Fonds durch das europäische Geschäft zu sehr in Anspruch genommen seien. Der eigentliche Grund mag wohl sein, daß die großen Verluste, die fast alle europäischen Häuser in den letzten zwei Saisons auf hiesigem Markte erlitten, sie abgeschreckt haben. Durch die wahnsinnigen Konsignationen, die in der letzten Zeit vom Kontinent hierher gemacht wurden, ist der Markt derart überführt, daß sehr viele Artikel trotz der 35 Prozent Zoll und Spesen 30 und 40 Prozent billiger verkauft werden müssen als auf den europäischen Märkten. Die Not in den industriellen Gegenden der Alten Welt muß wirklich groß sein, denn trotz der enormen Verluste sind für die nächste Saison noch bedeutende Konsignationen avisiert, das Resultat des Verkaufs muß notwendig noch ein schlechteres werden. Wie unangenehm diese Wendung für mich ist, werden Sie leicht ermessen können, Zeit und meine wenigen Mittel sind vergebens geopfert. Ich werde suchen, vorderhand auf irgendeine Weise mein Leben zu machen, was hier so schwer nicht ist, da man mit keinen europäischen Vorurteilen zu kämpfen hat.

Philadelphia, 30. April 1851. Mein lieber Lassalle!

Lorenz Cantador, während des größten Teils des Revolutionsjahrs Chef der Düsseldorfer Bürgerwehr, war nach der Niederwerfung des Düsseldorfer Aufstandes vom 9. und 10. Mai 1849 flüchtig geworden. Er lebte hinfort in den Vereinigten Staaten. Vgl. über ihn auch Bd. III dieser Publikation, S. 2.

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Gustav Mayer

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Mayer, G. (1923). Lorenz Cantador an Lassalle. In: Mayer, G. (eds) Lassalles Briefwechsel von der Revolution 1848 bis zum Beginn seiner Arbeiteragitation. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94436-9_30

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