Zusammenfassung
In einer Stadt wie Berlin würde der Fremde ein wahres Verbrechen gegen sich selbst und den guten Geschmack begehen, wenn er nicht alle Merkwürdigkeiten in Augenschein nehmen würde. Und doch geschieht es nur zu häufig, daβ das Allerbedeutendste in Berlin, das, wodurch die preußische Hauptstadt sich so sehr vor allen anderen auszeichnet, von Fremden unbeachtet bleibt; ich meine die Universität. Nicht die imposante Fassade am Opernplatz, nicht das anatomische und mineralogische Museum meint’ ich, sondern die so und so vielen Hörsäle mit geistreichen und pedantischen Professoren, mit jungen und alten, lustigen und ernsthaften Studenten, mit Füchsen und bemoosten Häuptern, Hörsäle, in denen Worte gesprochen sind und noch täglich gesprochen werden, denen mit der Grenze Preußens, ja des deutschen Sprachgebietes kein Ziel der Verbreitung gesetzt ist* Es ist der Ruhm der Berliner Universität, daß keine so sehr wie sie in der Gedankenbewegung der Zeit steht und sich so zur Arena der geistigen Kämpfe gemacht hat. Wie viele andere Universitäten, Bonn, Jena, Gießen, Greifswald ja selbst Leipzig, Breslau und Heidelberg haben sich diesen Kämpfen entzogen und sind in jene gelehrte Apathie versunken, die von jeher das Unglück der deutschen Wissenschaft war! Berlin dagegen zählt Vertreter aller Richtungen unter seinen akademischen Lehrern und macht dadurch eine lebendige Polemik möglich, die dem Studierenden eine leichte, klare Übersicht über die Tendenzen der Gegenwart verschafft.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Mayer, G. (1920). Tagebuch eines Hospitanten. In: Mayer, G. (eds) Friedrich Engels Schriften der Frühzeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94435-2_20
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