Zusammenfassung
H. war von Geburt an hochgradig schwachsinnig; in der Schule erwies er sich als völlig bildungsunfähig, hat weder lesen noch schreiben gelernt und auch keinerlei Einfügungsvermögen gezeigt. Seine häusliche Erziehung war gänzlich vernachlässigt, und man ließ den Jungen auch körperlich verkommen. Von Charakter war er boshaft und verschlagen, von früh auf zum Stehlen geneigt und dazu angehalten, zeitweise leicht gereizt und zornmütig, im übrigen völlig indolent. Er wurde als unerziehbar aus der Schule ausgewiesen, ohne daß eine andere Fürsorge an deren Stelle trat; auch späterhin, im Konfirmandenunterricht, konnte er nicht geduldet werden, einmal wegen seines störenden Benehmens, dann wegen seines Schwachsinns. Der Geistliche wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er sich mit der Erlernung des einzigen Spruches begnügte: “Gott schuf den Menschen sich zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn” welche Wahl in Ansehung gerade dieses Jungen bei dem Leser vielleicht einiges Kopfschütteln erregen wird. Der Geistliche te’ilte ferner als ein nicht unwichtiges Vorkommnis mit, H. habe zeitweise Zustände von Lebensüberdruß gezeigt und vor zwei Jahren einen Selbstmordversuch gemacht.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Hacker, M. et al. (1912). Andere Geistesstörungen des freien Lebens. In: Lebensschicksale Geisteskranker Strafgefangener. Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der Kriminalpsychologie, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94398-0_6
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