Zusammenfassung
Deutschlands Baukunst verharrt in der langen Zeit von der Mitte des 16. bis in das erste Viertel des 17. Jahrhunderts noch wesentlich unter dem Einflusse der gothischen Traditionen. Die Hauptformen der Architektur bleiben mittelalterlich, die Renaissanceformen sind nur eine dekorative Umhüllung, wenigstens muss dies von der grössten Zahl der entstehenden Architekturwerke gesagt werden. Hierdurch unterscheidet sich die deutsche Renaissance ganz wesentlich von der bei weitem mehr antikisirenden französischen Kunst. Auch ist in Deutschland kein so mächtiger, das ganze Land beherrschender Hof vorhanden, wie in Frankreich. Es spielen deshalb die deutschen Schlossbauten eine weit bescheidenere Rolle, dagegen findet die Kunst in dem damals grossen Wohlstande des Bürgerthums ihre breiteste Grundlage. Der gothische Spitzgiebel und der gothische, echt deutsche Erker bekleiden sich mit phantastischen Formen im Stil der Spätrenaissance; das Voluten- und Cartouschenwerk beherrscht die Ornamentik und besonders verdrängt letzteres die Pflanzenranke und ergeht sich mit Vorliebe in flachen bandartigen, etwas trocken wirkenden Flachornamenten, ähnlich den Schmiedebeschlägen. Dabei ist die innere Ausstattung der Bauten eine sehr reiche. Wenn auch die Marmorarbeiten in Deutschland keine grosse Rolle spielen, so entschädigt für diesen Mangel die Pracht der reich geschnitzten, polychromirten und gelegentlich mit Alabasterreliefs bereicherten Holztäflungen.
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© 1886 Verlag von Julius Springer Berlin
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Ebe, G. (1886). Die nationale Renaissance in Deutschland unter dem Einflusse der italienischen Spätrenaissance (1550–1620). In: Die Spät-Renaissance. Kunstgeschichte der europäischen Länder von der Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94354-6_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-94354-6_5
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