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Von der Fuge

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Der Contrapunkt
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Zusammenfassung

Unter Fuge versteht man ein zwei-, drei- und mehrstimmiges Musikstück, in welchem einer oder mehrere bestimmte Sätze, Themen genannt, von den einzelnen nach einander eintretenden Stimmen vorgetragen werden. Je nach der Anzahl dieser Sätze unterscheidet man einfache, Doppel-, Tripel- u. s. w. Fugen. Wir knüpfen unsere Betrachtung zunächst an die einfache, oder die Fuge mit einem Thema an, weil sie nicht nur am häufigsten in der Musik Anwendung findet, sondern auch den oben genannten komplicierteren zum Grunde liegt.*)

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Literatur

  1. Unter Fuge verstand man im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert das, was wir heutzutage einen Canon nennen, nämlich, einen mehrstimmigen Gesang, in welchem die Stimmen sich während ihrer ganzen Dauer nachahmen. Jon. Tinctoris giebt uns in seinem Terminorum musicae Diffinitorium (etwa 1477) folgende Erklärung: Fuga est idemtitas partium cantus quo ad valorem, nomen, formant et inter dum quo ad locum notarum et pausarum suarum. „Die Fuge ist die Gleichheit der Stimmen eines [mehrstimmigen] Gesanges in Bezug auf den Wert, den Namen, die Form und bisweilen auch auf die Stellung der Noten und ihrer Pausen.“Und unter Canon verstand man die Regel oder Vorschrift, welche dem Sänger den Weg zur Lösung einer auf rätselhafte Weise notierten Komposition (meistens Fuge) anzeigte. Canon, heifst es a. a. O., est regula voluntatem compositoris sub obscuritate quadam ostendens. „Canon ist eine Vorschrift, die das, was der Komponist will, auf eine versteckte Weise anzeigt.“Jos. Fux giebt uns Grad, ad parn. S. 148 folgende Definition von Fuge. Fugam a fugere, ac fugare, dictam complures haud aspernandi auctores affirmant; ac si praecedens pars fugeret, fugata ab insequente, quod verum esset, nisi id ipsum, ut dictum est, imitatio facer et. Quapropter alia definitio, qua fuga ab imitatione distinguatur, statuenda est. Dico ergo: Fuga est quarundam notarum in parte praecedenti positarum ab sequente repetitio, habita modi, ac plerumque toni semitoniique ratione. „Das Wort Fuge leiten mehrere nicht verächtliche Schriftsteller von fugere und fugare (fliehen und verjagen) ab, nämlich als ob die voraufgehende Stimme entflöhe, während die folgende sie verscheucht; dies würde wahr sein, wenn nicht [schon] die [blofse] Nachahmung, wie oben gesagt, dies hervorbrächte. Deshalb mufs eine andere Definition aufgestellt werden, wodurch Fuge von Nachahmung unterschieden wird. Ich sage also: Die Fuge ist die Wiederholung gewisser in der vorhergehenden Stimme gesetzter Noten von der folgenden, wobei genaue Rücksicht zu nehmen ist auf die Tonart und meistens auch auf den ganzen Ton und den halben Ton.“

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  2. Die Stimme, welche die Fuge anhebt, pflegt man auch den Führer (dux), und die Beantwortung derselben den Gefährten (comes) zu nennen, Waltheb, Musikalisches Lexikon, Leipzig 1732, S. 220: „Dux ist in den Fugen und Canonibus die zuerst anfahende Stimme und also · der anderen Folge-Stimme ihr Führer. conf. Matthesonii Orchestre I. p. 143. § 6.“— S. 176 heifst es bei Walther: „Cornes, also wird die zweite Stimme, so das thema oder den ducem einer Fuge imitieret, ge-nennet, weil sie dessen Gefehrde ist.“Fux hat in seinem grad. ad parn. diese Ausdrücke nicht. Thema und Nachahmung (oder Beantwortung) sind jedenfalls bezeichnender.

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  3. Der Deutlichkeit wegen füge ich hier noch hinzu: In der obigen Darstellung geben uns die grofsen Buchstaben der unteren Reihe die Grundtöne der sieben Oktavengattungen oder Tonarten an, Ton denen natürlich das rund eingeklammerte H vorweg auszuschliefsen ist, da es nicht Grundton oder Tonica sein kann. F, der Grundton der lydischen Skala, ist dagegen eckig eingeklammert, weil derselbe aufser-halb des Hexachordes ge liegt. — Die über dieser Conreihe stehenden kleinen Buchstaben geben uns die dazu gehörigen Dominante an, Ton denen wir zunächst das rund eingeklammerte f, als die verminderte Quinte von JET auszuschliefsen haben, da dasselbe selbstverständlich nicht Dominante sein kann. In dieser Reihe sehen wir dagegen h, die Dominante von E eckig eingeklammert, weil sie aufserhalb des Hexachordes c — a liegt. Hiernach stellen sich nun, wenn die mit der Tonica beginnenden Themen in dem Hexachorde ge liegen, folgende Töne als Grundton (Tonica) und folgende als Dominante gegenüber:

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  4. Mehrstimmige Gesänge von Dr. Emil Fischeb, nach seinem Tode herausgegeben von Dr. Friedb. Bellebmann, Berlin 1841.

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  5. Proske, Musiea divina II. No. 146.

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  6. Die Motette ist abgedruckt in Fux Grad, ad Tarn, lat. Ausgabe S. 247, ferner in Proske’s Musiea divina, Tom II, No. 1.

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  7. Mehrstimmige Gesänge, Berlin 1841.

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  8. Berlin 1753, S. 31 u. f.

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  9. Fux lässt sich über die Beantwortung der Fugenthemen Gradus ad parn. lat. Ausgabe S. 143–45, deutsche Ausgabe S. 122 nur sehr kurz aus. Nachdem er über die Teilung der Oktave in Quinte und Quarte und über die Lage der halben Töne in den Tonarten gesprochen, sagt er, dafs sich jeder Satz nur für eine bestimmte Tonart eigne, und führt als Beispiel der dorischen Tonart df—e—d= re — fami — re an, welches sich sehr wohl auf seine Dominante a — ch — a= refami — re übertragen lasse. Wolle man a—cha aber als einen Satz der aeolischen Tonart auffassen, so passe die Nachahmung auf e—g — f—e nicht, da man durch diese die Silben misolfami erhalte.

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  10. Nürnberg 1607. Auf Befehl der Prinzessin Amalie, der Schwester Friedrich’s des Grossen, in Partitur herausgegeben von Kirnberger, Leipzig 1777.

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  11. Der Ausdruck „Wiederschlag“oder „Repercussio“ist schwankend und im Grunde unwesentlich, und daher Ton den Theoretikern zur Bezeichnung verschiedener Dinge gebraucht worden. Ich hin hier der Bedeutung gefolgt, welche ihm S. W. Dehn in seiner „Lehre vom Contrapunkt“(herausgegeben von Bernh. Scholz, Berlin 1859) gegeben hat. Es heilst daselbst S. 169: „Wiederschlag oder Repercussio wird das Wiederkehren des Themas im weiteren Verlaufe der Fuge genannt, nachdem die Exposition geschlossen ist.“Marpurg, A. v. Dommeb, A. B. Marx u. a. verstehen unter Repercussio dagegen die Ton- und Stimmenordnung; in welcher das wiederholte Auftreten des Führers und Gefährten im Verlaufe der Fuge erfolgt. In seiner Abhandlung von der Fuge giebt Marpurg S. 18 folgende Definition von Repercussio: „So heifst die Ordnung, in der der Führer und Gefährte in den verschiedenen Stimmen sich wechselweise hören lassen. Dieses Wort wird öfters in uneigentlichem Verstande für den Gefährten gebraucht.“Die ursprüngliche Bedeutung ist unzweifelhaft diejenige, welche wir in dem alten Musikalischen Lexikon von Joh. Gottfb. Waltheb (Leipzig 1732) S. 520 finden: Repercussio [lat.] Reper-cussione [ital.], also heifset dasjenige intervallum, welches in einer Fuge der Dux und Comes dem Modo (d. h. der Tonart) gemäfs gegen einander formieren, vid. Fig. 8. Tab. XIX: In diesem Exempel, welches Modi Dorii ist, springet der Dux aus dem Final-Clave in die Quint; hingegen der Comes aus dem, unter den Final-Clavem, vermöge des Ambitus Modi Hypodorii (welchen der Comes eben observieren mufs) gehenden a nur in die Quart. Weil nun diese zwei intervalla, wenn noch mehr Stimmen darzu kommen, alternieren, so wird ein solcher processus Repercussio, oder der Wiederschlag genennet.“Repercussio ist daher im eigentlichen Sinne des Wortes gleichbedeutend mit „Beantwortung“oder besser mit „Beantwortung des ersten Intervalles im Fugenthema“. Mag man nun die Walther’sche Definition von Repercussio annehmen, oder darunter mit Maepurg u. a. die in einer Fuge angewandte Stimmordnung verstehen, so thut man nicht wohl daran, wie es nicht selten geschieht, die Repercussio zu den Bestandteilen der Fuge zu zählen, indem sie doch nur eine Einrichtung in derselben ist. — Dies möge über das Wort repercussio genügen, welches von den meisten Fugenlehrern gebraucht wird und deshalb in Rücksicht auf meine Leser hier nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden durfte.

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  12. Hier und an einigen anderen Stellen habe ich mir erlaubt, in den Fux’schen Beispielen kleine Änderungen zu machen, da ich es nicht für gut halte, den Schüler zu veranlassen, auf das dritte Viertel des Taktes eine durchgehende Dissonanz zu setzen, wenn sich beide Stimmen bewegen, eine Wendung, die Fux mit Yorliebe bei den Cadenzen anwendet. Nach Gradus ad Farn. (lat. Ausgabe S. 146) lauten Takt 7 bis 10 der vorstehenden Fuge folgendermafsen: Bei der kleinen Septime und grofsen Sekunde mag ein solches Zusammenstofsen der Stimmen allenfalls zulässig erscheinen. Bei der nicht unerheblich stärker dissonierenden grofsen Septime und kleinen Sekunde wird die Intonation für die Sänger in der That aber schwierig. Und auch hierzu finden wir in den Fux’schen Fugen Beispiele.

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  13. Denkmäler der Tonkunst, I, No. 2, S. 6.

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Bellermann, H. (1901). Von der Fuge. In: Der Contrapunkt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94315-7_8

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