Zusammenfassung
Fux behandelt in seinem Gradus ad Parnassum den Canon gar nicht, während ihn fast alle neueren Kompositionslehrer als ein notwendiges Vorbereitungsstudium zur Fuge ansehen. Ich kann mich nicht der neueren Ansicht anschliefsen, und halte zwar für einen bereits im Contrapunkt und in der Fuge Gewandten seine Übung für ganz nützlich und bis zu einem gewissen Punkt hin auch für notwendig, keineswegs aber für die Fuge besonders förderlich. Der Canon hat mit der Fuge nur das Eine gemein, dafs in ihm die Nachahmung zur Anwendung kommt, aber in einer durchaus anderen Weise. Während in der Fuge ein oder mehrere freigewählte Sätze, Themen, mit Hilfe der Nachahmung bald in dieser, bald in jener Stimme auftreten. und von den anderen Stimmen auf die mannigfaltigste Weise contra-punktisch begleitet werden, so dafs durchaus in nichts die Erfindung des Komponisten beschränkt, sondern im Gegenteil erweitert und daran gewöhnt wird, sich einer schönen natürlichen und der mehrstimmigen Musik durchaus angemessenen Form unterzuordnen, — so ist dagegen der Canon die nackte Nachahmung selbst.
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Literatur
Noch viel künstlichere Canons, als die der genannten Zeit, haben die Komponisten des XV. Jahrhunderts angefertigt. Ich Terweise auf die berühmte Fuga quatuor vocum ex unica von Pierre de la Bue, welche ich entziffert in meinen Mensuralnoten S. 62 mitgeteilt habe. Glabean, Seb. Heyden u. a. haben mehrere dergleichen Stücke in ihren musik-theoretisehen Schriften aufbewahrt.
Peoske, Musica divina, Tom. I., No. III.
Ebend., Tom. I., No. II.
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Bellermann, H. (1901). Vom Canon. In: Der Contrapunkt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94315-7_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-94315-7_10
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