Zur Entlassung der Abiturienten

Zusammenfassung

So wie Ihr heute an dieser Stelle steht, um öffentlich aus der Pflege der Anstalt entlassen zu werden, die Euch eine treue Mutter war, so stand hier in einer langen Reihe von Jahren gar manche Jünglingsschar, bewegten Herzens wie Ihr, dankbar zurückblickend und hoffnungsvoll in die Zukunft hinausschauend, aber die Eindrücke der Gegenwart, unter welchen dies geschah, waren fast nur bedingt durch die innere Bedeutung des Schrittes, den jene zu thun im Begriff standen, von dem großen Ganzen, welches sie umgab, wurde dieser Vorgang nur wenig und selten berührt. Ganz anders ist es heute mit Euch, meine lieben Jünglinge. Das, was heute für Euch in dem natürlichen Fortgange Eurer Lebens- und Entwickelungsbahn herbeigekommen ist, so wichtig es auch für jeden Einzelnen von Euch, ja auch für unsere ganze Anstalt ist, verschwindet fast vor den mächtigen Ereignissen, die jetzt aller Denken und Fühlen, aller Wollen und Handeln mit unwiderstehlicher Gewalt beherrschen, und unbedeutend und klein erscheint das Geschick des Einzelnen im Vergleich zu den großartigen Kämpfen, in welchen jetzt die Entscheidung über Wohl und Wehe ganzer Staaten und Völker getroffen wird. So erscheint daher Euer Scheiden aus unserer Gemeinschaft heute als eine Thatsache von fast unmerkbarer Bedeutung, aber doch wie unendlich viel liegt darin für Euch selbst.