Zusammenfassung
Die Aufgabe der Zurückführung der chemischen Valenzen auf physikalische Kräfte stößt auf die Schwierigkeit, daß innerhalb der Chemie selbst der Begriff der Valenz seinen ursprünglichen klaren Charakter immer mehr verliert. Ursprünglich war er ja zweifellos so gemeint, daß das Bild der Valenzstriche oder, mechanisch gesprochen, von paarweise sich absättigenden „Kräften“ernst genommen und in jedem Falle angewandt wurde. Schon die Existenz von Verbindungen, wo ein und dasselbe Atom mit wechselnder Wertigkeit auftritt, bedeutet eine Erschütterung dieser orthodoxen Auffassung. Dazu kam dann die Auf-deckung der Verschiedenartigkeit von polaren und nichtpolaren Bindungen, der Bedeutung der Koordinationszahl und schließlich die Erkenntnis, daß alle diese neuen Begriffsbildungen streng genommen nur in idealen Grenzfällen anwendbar sind, während sie sich im allgemeinen Falle überlagern und durchkreuzen. In der anorganischen Chemie ist so von der ursprünglichen Valenzidee kaum noch etwas übriggeblieben, in der organischen Chemie aber hat sie sich erhalten und bildet auch heute noch ein wichtiges Hilfsmittel der Forschung, wenn auch hier überall Mängel und Lücken in Erscheinimg getreten sind. Man könnte sagen, daß die Valenzschemata das Knochenskelett sind, das von den lebendigen Geweben der Tatsachen ganz und gar umwachsen ist.
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Literatur
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Born, M. (1931). Chemische Bindung und Quantenmechanik. In: Ergebnisse der Exakten Naturwissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94253-2_15
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