Zusammenfassung
Man muß Bildner sein, um ein Bild unmittelbar geben zu können. Wurde das Bild innerlich fixiert, so ergibt sich während seiner Ausgestaltung ein ihm entsprechender Rahmen von selbst. Oder der Rahmen entsteht gleichzeitig mit dem Bilde, im innigen Anschluß daran als dessen Fortsetzung. Ist man kein Bildner und übernimmt man dennoch die Aufgabe, schlecht oder recht ein Bild wenigstens zu entwerfen, so spielt der Rahmen im ganzen eine viel bedeutendere Rolle und tritt als gliedartiger Bestandteil desselben schon zu Beginn der Darstellung auf. Er allein bestimmt ja in diesem Fall den Spielraum und die Reichweite der letzteren. Und diese Bestimmung bringt notwendigerweise Ausgangspunkt, Auswahlprinzip und Gemütsimpuls in das Ganze hinein. Der Rahmen schwillt auf und es besteht die Gefahr, daß er für ein bloß entworfenes Bild unverhältnismäßig breit und also zu schwer erscheinen würde.
„Ja, es ist eine große und geheimnisvolle Sache um das, was man als Persönlichkeit bezeichnet. Alles, was man darüber sagen kann, ist immer sonderbar unbefriedigend und inadäquat und stets droht die Gefahr, daß die Diskussion in ein ebenso überschwängliches wie hohles Geschwätz sich verliert. Selbst der Begriff der Persönlichkeit ist im gemeinen Sprachgebrauch ein so vages und schlecht definiertes Wort, daß man wohl kaum zwei Köpfe findet, die dasselbe darunter verstehen.“
C. G. Jung, „Wirklichkeit der Seele“, S. 203.
„Leider hat man Grund, den autobiographischen Mitteilungen der Neurotiker zu mißtrauen. Die Erfahrung zeigt, daß ihre Erinnerung Verfälschungen unternimmt, die dazu bestimmt sind, einen unliebsamen Kausalzusammenhang zu zerreißen.“
S. Freud, „Gesammelte Schriften“ XII., 13.
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Medtner, E. (1935). Bildnis der Persönlichkeit im Rahmen des gegenseitigen Sich Kennenlernens. In: Die Kulturelle Bedeutung der Komplexen Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94245-7_28
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