Zusammenfassung
Die nachfolgende Untersuchung möchte zu einer Einstellung hinführen, die Heisenberg für eine andere Disziplin mit den Worten beschreibtl:
„Der Übergang der exakten Naturwissenschaften von dem erforschten zu einem neuen Erfahrungsgebiet wird sich nie so vollziehen, daß etwa die bisher bekannten Gesetze einfach auf die neuen Erfahrungen anzuwenden wären. Vielmehr wird ein wirklich neuartiger Erfahrungsbereich stets dazu führen, daß sich ein neues System wissenschaftlicher Begriffe und Gesetze herausbildet, die zwar nicht weniger rational analysierbar, aber grundsätzlich anders als die früheren sind. Diese Einsicht kann uns von dem früher nicht immer vermiedenen Fehler bewahren, neue Erfahrungsbereiche in ein altes, ihnen unangemessenes Begriffsgerüst einzwängen zu wollen. Daher wird es auch umgekehrt leichter sein, Denkweisen, die im Gegensatz zum Erkenntnisideal der klassischen Naturwissenschaft entstanden sind, in einen umfassenden und doch einheitlichen und logisch ausgearbeiteten Begriff von Wissenschaft einzufügen. Der Versuch, nun voreilig die verschiedenen Bereiche der menschlichen Erkenntnis zu verknüpfen mit dem Hinweis darauf, daß ihre Verschiedenheit vielleicht nicht mehr zu Schwierigkeiten führen werde, hätte allerdings ebensowenig die Kraft zu einer echten Vereinheitlichung des geistigen Lebens, wie seinerzeit die Verallgemeinerung der rationalen Naturwissenschaft zum rationalen Weltbild. Aber wie jene Verallgemeinerung gleichwohl fruchtbar wurde, indem sie dem Denken auf vielen Gebieten neue Wege zeigte, werden wir auch heute der Zukunft den besten Dienst erweisen, wenn wir den neu gewonnenen Denkformen wenigstens die Wege ebnen und sie nicht um ihrer ungewohnten Schwierigkeiten willen bekämpfen. Vielleicht ist es nicht zu kühn, zu hoffen, daß dann ein Schritt in der Richtung auf die in den letzten Jahrzehnten so gefährdete Einheit des wissenschaftlichen Weltbildes hin getan werden kann.“
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Literatur
Heinrich Rickert: Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft. Tübingen: J. C. B. Mohr 1926.
Jung:Das Grundproblem der gegenwärtigen Psychologie. In: Wirklichkeit der Seele. Zürich: Rascher & Cie. 1934.
Jung: Psychologische Typen. Definition 7. Zürich: Rascher & Cie. 1921.
Jung: Über die Archetypen des kollektiven Unbewußten, in: Eranosjahrbuch 1934. Rheinverlag 1935.
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Consortia
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Psychologischen Club Zürich. (1935). Methodologie. In: Die Kulturelle Bedeutung der Komplexen Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94245-7_1
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