Zusammenfassung
Wenden wir uns nun den Angstneurosen zu, so unterscheiden diese sich zunächst danach, ob die Angst sich nur als solche geltend macht, ich möchte sagen, frei und ungebunden auftritt, oder ob sie sich assoziativ verknüpft zeigt. Je nach der Art dieser assoziativen Verbindung können wir von den neurasthenischen, richtiger gesagt, von den psychoneurotischen Angstzuständen die Phobien und Zwangsvorstellungen trennen. Zwischen den beiden letzteren läßt sich nach meiner Ansicht eine prinzipielle Trennung durchaus nicht durchführen. Bei den Phobien handelt es sich um die Übertragung der Angst auf Gegenstände, Räume etc., während bei den Zwangsvorstellungen mehr die Angst mit Vorgängen des Vorstellungslebens in Verbindung mit dem Gefühl des Zweifels in Betracht kommt. Diese Unterscheidungen sind rein künstlich gemacht und entsprechen durchaus nicht den natürlichen Vorgängen. Sie können nebeneinander bestehen, oder die eine und zwar schwerere Form kann sich aus der leichteren entwickeln. Sowohl bei den Phobien, wie bei den Zwangsvorstellungen handelt es sich eine Zeitlang um psychoneurotische Angstzustände, solange eine definitive Übertragung noch nicht stattgefunden hat. Die Schwere der Krankheit wird lediglich bedingt einesteils wiederum durch den Grad der krankhaften Anlage, wie andererseits durch die äußeren Einwirkungen, die zum unterbewußt aufgespeicherten Komplexmaterial werden.
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Frank, L. (1913). Angstneurosen. In: Affektstörungen Studien über Ihre ätiologie und Therapie. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94209-9_9
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