Zusammenfassung
Wir bezeichneten oben § 1 die Disziplin als den Inbegriff aller spezifisch solda tischen Pflichten und nannten diese im allgemeinsten und weitesten Sinne genommene Disziplin das allgemeine Schutzobjekt des Militärstrafrechts. In der Tat kann nicht bestritten werden, daß jedes von einem Soldaten begangene und vor allem natürlich jedes militärische Delikt eine Verletzung der Disziplin, des Grundwertes militärischen Lebens, bedeutet. Aber eben darum ist der Gedanke der Disziplin in diesem weiten Sinne unbrauchbar für die Systematik, mit der wir zu einer Beherrschung des Stoffes des Militärstrafrechts zu kommen suchen. Wir müssen von dem allgemeinen Grundwert zu konkreteren Wertgesichtspunkten aufsteigen, um so die Schutzobjekte genauer zu erfassen, die der Gesetzgeber bei der Aufstellung der einzelnen militärischen Deliktstypen im Auge gehabt hat. Dabei müssen wir freilich den Glauben ablegen, als könne eine in diesem Sinne gewonnene Systematik jemals scharfe Einteilungs- gesichtspunkte bieten. Die für das soldatische Sein maßgebenden Werte greifen über- einander und ineinander und bilden zusammen eine Ganzheit, die nicht einfach aus addierten Einzelwerten besteht. Wer seinen Kameraden bestiehlt, verletzt seine Kameradschaftspflicht, aber zugleich auch die Treuepflicht gegenüber Führer, Volk und Staat, denen er sich zu ehrlichem, bis ins letzte treuem und sich selbst über- windendem Soldatentum verbunden hat; er tut seiner soldatischen Ehre Abbruch und stört des weiteren auch die militärische Zucht, denn böses Beispiel steckt an, und eine Erschütterung des gegenseitigen Vertrauens lockert Zucht und Ordnung.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Schmidt, E. (1936). Einleitung. In: Militärstrafrecht. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 25. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94206-8_10
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