Zusammenfassung
Das Grundproblem der Wirtschaftspolitik besteht in der Anwendung der ökonomischen Theorie. Von diesem Satze muß ausgegangen werden. Die moderne Erkenntnislehre läßt keine Zweifel darüber, daß es ohne die Bildung theoretischer Sätze nicht möglich ist, die Wirklichkeit einzufangen und daß jede Außerachtlassung der Theorie die schwersten Folgen mit sich zieht. Kaum ein zweiter hat diesen Zwang so klar gefaßt wie A. N. Whitehead: „The paradox is now fully established that the utmost abstractions are the true weapons with which to control our thought of concrete facts.“ (Science and the modern world, New York 1927, S. 48.) Mehr noch, Goethe hat das klassische Wort geprägt „das Höchste wäre, zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist“, und damit einen Tatbestand zum Ausdruck gebracht, auf den der wirtschaftspolitisch Tätige stets hingewiesen werden sollte. Denn wenn die offizielle Wirtschaftspolitik in diesem und jedem Sinne Theorie treibt und Theorie anwendet, dann begibt sie sich in die Arena, in der der ökonomische Theoretiker mit ihr fechten kann und — sie muß sich stellen lassen, was sie nur allzu ungern tut.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Morgenstern, O. (1934). Das Anwendungsproblem. In: Die Grenzen der Wirtschaftspolitik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94178-8_2
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