Die Neue Ƶeit 1870 bis 1919

Zusammenfassung

Die von den Besten unseres Volkes so lang ersehnte Einigung Deutschlands hatte endlich der siegreiche deutsch-französische Krieg 1870–1871 gebracht. Deutsche Provinzen, die uns in Zeiten tiefster Erniedrigung verloren gingen, kehrten in den neugegründeten Reichsverband zurück. Eine Zeit großer nationaler Erhebung ging durch alle Volksschichten. Bei dem Siegesjubel, der das Land durchbrauste, dachte man weniger an den überwundenen Feind, als an die endlich errungene Einigkeit. Nord und Süd hatten sich gefunden. Die Mainlinie war überbrückt. Aus einem bloßen geographischen Begriff war Deutschland gleichsam über Nacht zur Achtung heischenden Weltmacht emporgewachsen. Dieser große militärische und politische Erfolg machte sich in allen Lebensäußerungen des Volkes, vor allem auch im Wirtschaftsleben, bald deutlich bemerkbar. Dem Volk der Denker und Dichter, das begeistert seinen erfolgreichen Heerführern, seinem eisernen Kanzler zujubelte, erwuchs ein seit langen Zeiten — wie weit lag die Blüte der Hansa zurück — unbekanntes Selbstbewußtsein auch auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Grenzen des Möglichen, des Erreichbaren schienen weit hinausgerückt. Hinzu kam als sehr realer Faktor der „Milliardensegen“ des reichen Frankreich. Einer Zeit, die noch recht wenige Millionäre kannte, erschienen 5 Milliarden als eine Riesensumme. Das Geld wurde billig. Ein wirtschaftlicher Aufschwung begann, wie ihn Deutschland noch nicht kennen gelernt hatte.