Strukturen, Abläufe und Einschränkungen in der optimalen Versorgung schizophrener Patienten beim niedergelassenen Nervenarzt

Zusammenfassung

Die Autoren beschreiben die Versorgungsstrukturen für schizophrene Patienten in einer nordwestdeutschen Großstadt mit 150000 Einwohnern aus der Sicht des frei praktizierenden Nervenarztes. Für das Einzugsgebiet dieser Stadt besteht eine relative Überversorgung durch eine sehr große Landesklinik, wobei Psychiatriebetten im städtischen Großklinikum völlig fehlen und auch keine konsiliarische Betreuung der städtischen Kliniken durch die Landesklinik erfolgt. Ebenso wurde eine Überversorgung mit niedergelassenen Nervenärzten und Psychiatern festgestellt. Auch die Anzahl der psychologischen Psychotherapeuten überschreitet den Bedarf weit. Angemessen war die Anzahl der Institutsambulanzen mit Außenstellen im Landkreis und die Zahl der Mitarbeiter im Sozialpsychiatrischen Dienst. Sehr vielfältig ist das Angebot an psychologischen Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sowie Einrichtungen der Rehabilitation, Ergotherapie und beschützten Werkstätten. Hier entstehen mittlerweile ausgeprägte Kon-kurrenzsituationen und Probleme der Unterstützung durch die Kostenträger. Die Honorare für die einzelne ärztliche Leistung beim niedergelassenen Psychiater sind unangemessen niedrig mit etwa 80 DM Gesamthonorar pro Patient für 3 Monate ambulante Behandlung. Budgets von 54 bis 70 DM für medikamentöse Behandlung monatlich sind für eine psychopharmakologische Behandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht ausreichend und führen zu einer Unterbehandlung schizophrener Psychosen und dem Rückgriff auf ältere Therapieschemata, die für die Patienten risikoreicher sind.