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Erinnerungen an traumatische Erlebnisse im Nationalsozialismus bei (ehemaligen) jüdischen Emigranten

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Wir haben uns als Deutsche gefühlt
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Zusammenfassung

Die Zielsetzung der im vorliegenden Kapitel zusammengefaßten Analysen bestand in der Beschreibung von Erinnerungen an das persönliche Schicksal im Nationalsozialismus und alltäglichen Kontexten, in denen diese Erinnerungen auftreten oder an Intensität gewinnen. Diese Erinnerungen, so haben wir angenommen, können hierbei entweder spontan auftreten, indem sie sich dem Menschen gewissermaßen aufdrängen, oder sie können bewußt hervorgerufen werden. Einer solchen Analyse wurde gegenüber der Frage nach einem möglichen KZ- oder Überlebendensyndrom36 aus drei Gründen der Vorzug gegeben:

  • ▬ Die ab 1933 emigrierten deutschen Juden bildeten einen bedeutenden Faktor in der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklung zahlreicher Zielländer der Emigration. Eine allein psychopathologische Perspektive wird den bedeutenden Leistungen der Menschen in der Emigration nicht gerecht.

  • ▬ Die Mehrzahl der deutschen Juden war vor 1933 weitgehend assimiliert. Das Selbstverständnis dieser Personen läßt sich als „deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens“ beschreiben.37 Wir gingen davon aus, daß die Zeit in der Emigration für viele in hohem Maße durch eine Identifikationsproblematik gekennzeichnet war und ist, die sich mit psychopathologischen Kategorien nicht adäquat erfassen läßt.

  • ▬ Eine psychopathologische Perspektive birgt schließlich die Gefahr, die Ursachen für das Fortwirken erlittener Traumatisierungen „in der Person“ zu suchen, es ist die Person, der die Anpassung an ihre Umgebung nicht gelingt. Wir halten es für nicht unproblematisch, individuelle Reaktionen auf den Holocaust anhand einer — wenn auch impliziten — Norm zu beurteilen. Möglicherweise läßt eine „pathologische“ soziale Realität keine „normalen“ Formen der Auseinandersetzung oder „Verarbeitung“ zu. Häufig wiederkehrende Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus sind deshalb zunächst nicht pathologischer als ein „Vergessen“ der Zeit im Nationalsozialismus oder die Überzeugung, dieser Teil der persönlichen Geschichte sei abgeschlossen und solle heute nicht mehr thematisiert werden.

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© 2000 Steinkopff Verlag, Darmstadt

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Kruse, A., Schmitt, E. (2000). Erinnerungen an traumatische Erlebnisse im Nationalsozialismus bei (ehemaligen) jüdischen Emigranten. In: Wir haben uns als Deutsche gefühlt. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93687-6_6

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