Die Geschichte der Entdeckung und der klinischen Anwendung von Calciumantagonisten

Zusammenfassung

Die Auffindung hochspezifischer Calciumantagonisten vom Verapamil-, Nifedipin- und Diltiazem-Typ hat neue Wege in Wissenschaft und Therapie gewiesen. Ihr breites therapeutisches Spektrum beweist die große pathophysiologische Bedeutung einer gestörten zellulären Ca²⁺-Homöostase. Tatsächlich beruhen so unterschiedliche Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit (KHK), arterielle Gefäßspasmen, Hypertonie, bestimmte Formen der Kardiomyopathie, der Herzmuskelnekrosen und der Arrhythmien ebenso wie Ca²⁺-geprägte Typen von Arteriosklerosen letztlich auf einer defekten Kontrolle zellulärer Ca²⁺-Transportmechanismen. Sie sind dementsprechend mögliche Indikationen für die Therapie mit Calciumantagonisten. Der Einsatz spezifischer Calciumantagonisten als experimentelle Werkzeuge ließ die charismatische Rolle von Ca²⁺-Ionen als elektrische Ladungsträger und intrazelluläre Messenger erkennen. Sie haben das Interesse der Molekularbiologie auf Ionenkanäle als pharmakologisch steuerbare Mediatoren physiologischer und pathophysiologischer Ca²⁺-Funktionen gelenkt. Die zelluläre Protektion mittels Calciumantagonisten gegenüber zytotoxischen Ca²⁺-„Killer“-Effekten erstreckt sich offensichtlich weit über das Myokard hinaus, an dem sie erstmals experimentell nachgewiesen wurde. In dieser Hinsicht erscheinen die Verhütung neuronaler Degenerationen, renaler und hepatischer Zellnekrosen und Ca²⁺-dominierter Arteriosklerosen als vielversprechende Ziele zukünftiger Calciumantagonistischer Interventionen.

meinen Mann, Prof. Dr. Dr. med. h. c. mult. Albrecht Fleckenstein (1917–1992) gewidmet