Spezifische serodiagnostische Methoden als Labilitätsreaktionen

Zusammenfassung

Als spezifisch werden bekanntlich jene Reaktionen bezeichnet, die auf Serumveränderungen beruhen, welche von der Natur des Krankheitserregers abhängig sind. Von dem Ideal einer spezifischen Reaktion sind Technik und Reaktionsweise der meisten heutigen serodiagnostischen Methoden, sowohl aus theoretischen und prinzipiellen wie auch aus praktisch-methodischen Gründen, noch mehr oder weniger weit entfernt. Die Mehrzahl dieser Reaktionen liefert einen gewissen Teil fälschlich positiver („unspezifischer“) Ausfälle. Diese können bei der Wassermann-Reaktion z. B. sowohl auf dem Vorhandensein von Reaginen (vgl. hierzu 4366, 4408) im Serum beruhen, die mit denen bei Lues identisch oder diesen in ihrer Struktur sehr ähnlich sind, als auch auf völlig unspezifischen physikalisch-chemischen Veränderungen der Serumeiweiße im Sinne einer Dispersitätsverschiebung und Labilisierung (4385). Die letztgenannte Veränderung verbindet die sog. spezifischen Reaktionen mit dem Mechanismus der Kolloid-Labilitätsreaktionen, indem die Lipoidreagentien (alkoholische Organextrakte) mit den labilen Serumeiweißen reagieren. Es kommt dabei in einer von der spezifischen Reaktion zunächst nicht zu unterscheidenden Weise je nach der benutzten Methode zur Komplementbindung, zur Trübung oder zur Flockung. Diesem störenden Interferieren der Serumlabilität hat man bei vielen der moderneren Methoden durch technische Vervollkommnung bis zu einem weitgehenden Grade begegnen können.