Tumoren der Thalamusregion im Kindesalter. Zwischen Neurologie, Psychopathologie und Neuropsychologie

Zusammenfassung

Im Kindesalter ist das Auftreten von Tumoren der Thalamusregion, bezogen auf die Raumforderungen des übrigen ZNS, selten. Nach älteren Angaben liegt die Zahl bei Kindern und Erwachsenen bei ca. 1% der intrakraniellen Neubildungen (Mc Kissock u. Paine 1958). Stand der Kliniker in früheren Jahren solchen Tumoren, ähnlich dem der Hirnstammtumoren, was die therapeutischen Belange anging, eher skeptisch oder abwartend gegenüber, so hat sich die Situation durch die Entwicklung der bildgebenden Diagnostik (CT, MRT), der digitalen Subtraktionsangiographie, mikrochirurgischer und Laser-Operationsverfahren, aber auch durch die Verbesserung chemo- und strahlentherapeutischer Methoden, grundlegend gewandelt. Dennoch kann in der Kinderneurochirurgie, wie auch anderswo in der Medizin, nicht ausschließlich der Grundsatz des technisch Machbaren zur Anwendung kommen (Sano 1986). Fragen der postoperativen Lebensqualität bei Kindern mit Tumoren der Thalamusregion sind gleichermaßen zu stellen und zu beantworten. Ebenso gilt es der Frage nachzugehen, welchen Erkenntnisstand wir über die Funktionen der Thalamusregion gegenwärtig besitzen. Die Forschungen erbrachten hierzu beachtliche Fortschritte, so daß der Thalamus als klinischer und experimenteller Forschunsgegenstand nicht nur für Sprache und Aphasie, für Gedächtnis, Amnesie und Demenz, für die Motorik, die Apraxie, das visuelle System, oder das Neglectsyndrom ebenso interessant ist (Aggleton 1986, Bruyn 1989, Cramon u. Eilert 1979, Cramon et al. 1981, Cramon et al. 1985, Graveleau et al. 1986, Leonhard 1939, Nichelli et al. 1988, Puel et al. 1986, Schütz 1985, Siska et al. 1985, Sperling 1957) wie für die Schizophrenieforschung (Crossen u. Hughes 1987, Oke u. Adams 1987).