Zusammenfassung
Die Ergebnisse der Neugeborenenforschung stellen für die psychoanalytische Theorie eine spannende Herausforderung dar. Vor 1960 hielt man die Erforschung des Neugeborenen für eine esoterische Angelegenheit und versprach sich nicht viel davon, auf der Grundlage dieser Informationsquelle Aspekte der menschlichen Entwicklung im Detail herauszuarbeiten. Einige Pioniere — neben anderen Spitz, Benjamin, Fries und Wolf — waren die Ausnahme. Seit 1960 sind die Veröffentlichungen über Neugeborene vom Rinnsal zur Flut angewachsen. Nun erscheinen regelmäßig Monographien und Bücher, die in allen Einzelheiten die neuesten der erfindungsreichen Experimente darstellen. Dementsprechend hat sich unser Bild vom Neugeborenen verändert. Anstelle von „wucherndem, brodelndem Durcheinander“ (James 1890), einem undifferenzierten Zustand oder einer Tabula rasa sehen wir einen Organismus, dessen innere Zustände und Fähigkeiten zur Verhaltensregulierung schon recht vielfältig sind. Ausgehend von den Ergebnissen neuerer Forschung erscheinen Neugeborene viel eher als Wesen, die mit ihrem winzig modellierten Selbst ihre Eltern entzücken, denn als Spannung abführende Organismen — psychologisch noch bedeutungslos, wie die klassische analytische Theorie sie postuliert.
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Lichtenberg, J.D. (1991). Neugeborenenforschung als Herausforderung für die psychoanalytische Theorie. In: Psychoanalyse und Säuglingsforschung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93463-6_1
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