Zusammenfassung
Wissenschaft ist jeder ernsthafte, planmäßige Versuch zur Ermittlung der Wahrheit, das Bemühen um die rationale Erklärung und Einordnung von Natur- und Sozialerscheinungen.1 Wissenschaftsfreiheit sieht Wissenschaft als Selbstzweck. Sie ist die Gewährleistung der Eigengesetzlichkeit der Forschung und ihrer Lehre, nach Inhalten und Methoden. Wissenschaftsfreiheit ist das Lebensgesetz der Hochschulen und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen. Wissenschaftsverwertung macht wissenschaftliche Erkenntnisse einem anderen, weitergehenden Zweck als Mittel dienstbar. Dieser Zweck ist letztlich die Sicherung der menschlichen Existenz, die Förderung der Wohlfahrt, die Vorsorge für Leben und Überleben.2 Wissenschaftsverwertung ist das Lebensgesetz von Wirtschaft und Industrie. Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverwertung stehen in einem natürlichen Spannungsverhältnis. Einerseits sind sie getrennte Eigenbereiche: Die Wissenschaft entwickelt sich unabhängig von Verwertungsinteressen; Wissenschaftsverwertung ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet und kann die Bindung von Wissenschaft und Wissenschaftlern erfordern. Hochschule und Wirtschaft sind insofern unabhängig voneinander; Technologieerarbeitung und Technologieeinsatz geschehen arbeitsteilig. Andererseits sind Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverwertung aufeinander angewiesen: Die Hochschule produziert neue Erkenntnisse und ist „Kaderschmiede“ für den wissenschaftlichen Nachwuchs, den die Wirtschaft benötigt; die Wirtschaft schafft im modernen Industriestaat die ökonomischen Voraussetzungen, von denen die Wissenschaft lebt, die Praxis bringt Anregungen für wissenschaftliche Forschung. Technologieerarbeitung und Technologieeinsatz erfordern also die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Wissenschaftstransfer geschieht im dialektischen Spannungsverhältnis zwischen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit.3
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Karpen, U. (1990). Das Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverwertung. In: Schuster, H.J. (eds) Handbuch des Wissenschaftstransfers. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93440-7_6
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