Zusammenfassung
Über Strukturen in Zeiten zu schreiben, in denen das individuelle Handeln im Vordergrund der Aufmerksamkeit steht; in denen der Zeitgeist uns in der Vorstellung wiegt, der rationale Egoist bestimme seine eigene Welt des Erfolges, scheint auf den ersten Blick unerhört. Aber gerade in diesen Zeiten scheint, wenn trotz individueller Höchstleistungen Erfolge ausbleiben, namentlich im Sport, nicht das Individuelle Schuld zu tragen, sondern die Strukturen. Diese eigenartige Ambivalenz, dieses eigenartige Schwanken zwischen Individuum und Struktur, zwischen Teil und Ganzem, prägt häufig die Argumentationen bei der Zuschreibung von Folgen menschlichen Handelns. Dies gilt gerade bei der Analyse ungewollter, nichtintendierter Folgen, oder — wie es die Franzosen plastischer ausdrücken — bei der Analyse der «effets pervers». Die Individualisierung des Erfolges und die Vergesellschaftung des Verlustes zeigen sich häufig in den Argumentationsfiguren, die in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen zur Legitimation der Folgen verwendet werden: etwa in der Wirtschaft, in der Politik oder im Sport. Erfolge haben kompetente Unternehmer, charismatische Politiker, und Ausnahmeathleten. Bei Mißerfolgen haben Strukturprobleme, eine widrige Wählerstruktur, und Verbandsstrukturen, inkorporiert durch nichtsnutzige Funktionäre, schuld. Dabei wird eines vergessen: Strukturen hindern nicht nur, sondern ermöglichen auch. Handeln ist eingebettet und gebunden an Strukturen, die Handlungsspielräume ermöglichen, erweitern, aber auch begrenzen können.
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Literatur
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Winkler, J. (1988). Organisationsstrukturen und Verbandshandeln — Zur Frage struktureller und funktionaler Besonderheiten in freiwilligen Organisationen am Beispiel des Deutschen Ruderverbandes. In: Steinacker, J.M. (eds) Rudern. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93375-2_6
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