Zusammenfassung
In dem Vierteljahrhundert, welches verflossen ist, seitdem die Biologie sich allgemeinen Problemen wieder zugewandt hat, ist durch die vereinte Arbeit zahlreicher Forscher wenigstens doch der eine Hauptpunkt zur Klarheit gebracht worden, daß die einzige, wissenschaftlich mögliche Hypothese über die Entstehung der organischen Welt die Deszendenz-Hypothese ist, die Vorstellung einer Entwicklung der Organismenwelt. Nicht nur gewinnen zahlreiche Tatsachen erst in ihrem Licht Sinn und Bedeutung, nicht nur fügt sich unter ihrem Einfluß alles, was bis jetzt an Tatsachen vorliegt, zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen, sondern auf einzelnen Gebieten hat sie sogar jetzt schon das Höchste geleistet, was von einer Theorie überhaupt erwartet werden kann, sie hat es möglich gemacht, Tatsachen vorauszusagen, nicht mit der absoluten Sicherheit der Rechnung, aber doch immerhin mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Man hat es vorausgesehen, daß der Mensch, der im erwachsenen Zustand bekanntlich nur 12 Rippen besitzt, im embryonalen deren 13–14 haben würde, man hat es vorausgesehen, daß er in derselben frühesten Periode seiner Existenz den unscheinbaren Rest eines kleinen Knöchelchens in seiner Handwurzel haben würde, das sog. Os centrale, das seine weit in grauer Vorzeit zurückliegenden Ahnen in erwachsenem Zustande besessen haben müssen. Beide Voraussagen trafen ein, ähnlich wie seinerzeit der Planet Neptun entdeckt wurde, nachdem man seine Existenz aus den Störungen in der Bahn des Saturn vorausgesagt hatte.
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Weismann, A. (1987). Über die Bedeutung der geschlechtlichen Fortpflanzung für die Selektionstheorie 1885. In: Autrum, H. (eds) Von der Naturforschung zur Naturwissenschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93367-7_6
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