Zusammenfassung
Bereits 1902 hat der Italiener Patrizi darauf hingewiesen, daß es notwendig sei, die Autofahrer psychologisch zu beurteilen und ihre Fähigkeit zu konstanter Aufmerksamkeit zu messen. Der erste brauchbare Test zur Fahreignungsuntersuchung wurde 1910 in den USA für Straßenbahnführer entwickelt. In einer Berliner Studie konnte 1924 nachgewiesen werden, daß psychotechnisch geprüfte Straßenbahnfahrer bis zu 50 Prozent weniger Unfälle hatten als nicht geprüfte. In der Frühzeit der Verkehrsdiagnostik wurde vorwiegend bei Berufsfahrern auf Sinnestüchtigkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration geprüft und ihr reaktives Verhalten nach Schnelligkeit, Genauigkeit und Belastbarkeit untersucht. Bei dem Versuch, die Unfallursachen besser zu erfassen wurden Theorien zur Selbstbestrafung, Selbstzerstörung oder Minderwertigkeitskompensation in die Diskussion gebracht. Hinzu kamen die epidemiologische Methode und die biographische Analyse. Heute verfährt man bei der Eignungsuntersuchung zur Zulassung zum Straßenverkehr nach dem Prinzip der Negativauslese, da für jeden Bürger ein Recht auf Erwerb der Fahrerlaubnis besteht. Man muß also prüfen, ob Tatsachen vorliegen, die die Annahme rechtfertigen, daß ein Antragsteller zum Führen von Kfz ungeeignet ist. Schließlich entfällt bei einer Gruppe von Bewerbern eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Unfällen auf eine vergleichsweise niedrige Anzahl von Personen, die man als „Unfäller“ bezeichnet. Um diese herauszufiltern wurde als erstes 1951 in Köln ein Institut zur verkehrspsychologischen und medizinischen Diagnostik gegründet, dem weitere folgten. An diesen Instituten versucht man, die gesamtpersönliche Einstellung des Kraftfahrers zur Sicherheit in der Ausübung der Fahrtätigkeit zu analysieren. So kam es, daß an den Technischen Überwachungs-Vereinen medizinisch-psychologische Untersuchungsstellen angegliedert wurden, an denen in Teamarbeit von Medizinern, Psychologen und technischen Sachverständigen praktische und theoretisch-wissenschaftliche Arbeit geleistet wird. In letzter Zeit wird vermehrt darauf hingearbeitet, eine Verhaltensänderung auffälliger Fahrer zu erreichen. Wesentlichstes Arbeitsgebiet ist hier sicher der auffällige Alkoholtäter, insbesondere der rückfällige, der gründlich untersucht werden muß, um Schaden von der Allgemeinheit fernzuhalten.
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Bockelmann, W.D. (1987). Medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU). In: Auge — Brille — Auto. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93316-5_32
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