Zusammenfassung
Die letzte Entwicklung des Mehrstärkenglases stellt das sogenannte Gleitsichtglas dar, auch „Multifokalglas“ oder „Progessivglas” genannt. Bei diesem geht die Schärfe von der Ferne zur Nähe gleitend über, ohne durch eine sichtbare oder fast unsichtbare Trennungslinie unterbrochen zu sein (Abb. 141 a, b). Besonders von Damen, denen der „sichtbare“ Nahteil unsympatisch ist — man könnte daraus entnehmen, daß die Trägerin ein gewisses Mindestalter doch schon erreicht hat — wird dieser Glastyp bevorzugt. Beim Blick von der Ferne zur Nähe durchwandern die Pupillen des Augenpaares zunächst das Fernteil, dann die Gleitsichtzone und erreichen schließlich das Nahteil, was jedoch nur bei geradeaus gerichtetem Blick funktioniert. Links und rechts neben dieser Übergangszone befinden sich unvermeidliche Flächendeformationen, die eine exakte Abbildung ausschließen (Abb. 142 a, b). In diesen Bereichen hatten vor allem die Gleitsichtgläser der ersten Generation starke astigmatische, d. h. verzerrende Eigenschaften. So sind Gleitsichtgläser beispielsweise für denjenigen nicht geeignet, der an der Schreibmaschine sitzt und bei relativ unbewegtem Kopf ein rechts oder links von ihm gelegenes Manuskript abschreiben will. Er blickt dann zwangsläufig durch diese unscharfe Seitenzone, was Sehstörungen und Ermüdung zur Folge haben kann. Auch für die Arbeit an Bildschirmen sind diese Gläser nicht geeignet, da man für die dort übliche Arbeitsentfernung von 60–80 cm nur die schmale Übergangszone („Korridor“) zur Verfügung hat. Desgleichen wären Architekten und Konstrukteure mit Gleitsichtgläsern schlecht beraten, weil sie eine durchgehende gerade Linie auf einem Zeichenbrett dann unter Umständen gebogen sehen könnten, während eine gebogene Linie unter ungünstigen Umständen gerade erscheinen kann.
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Bockelmann, W.D. (1987). Gleitsichtgläser. In: Auge — Brille — Auto. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93316-5_23
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