Zusammenfassung
Intravenös zu applizierende Hypnotika, Narkotika, Muskelrelaxantien, aber auch die zur Prämedikation verwendeten Arzneimittel sind in der Lage, Histamin freizusetzen. Entsprechend eines mehr oder weniger stark ausgeprägten Histaminanstiegs im Plasma treten Nebenwirkungen auf, die einer intensiven Therapie bedürfen.
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1.
Bei einer Histaminfreisetzung liegt in der Häufigkeit der beobachteten Symptome die Tachykardie mit über 90% an der Spitze. Es treten zwischen 50 und 70% Hauterscheinungen wie Erytheme, Flush, Quaddeln auf. Ähnlich wie die Tachykardie sind auch Tränen- und Speichelfluß weniger auf eine fehlende Analgesie als vielmehr auf eine Histaminfreisetzung zurückzuführen. Bei höheren Histaminkonzentrationen im Plasma (ab 5 ng/ml) kommt es zur nasalen und pharyngealen Verengung, Zunahme des Bronchialwiderstandes, Bronchospasmus und Hypotension. Beim Anstieg über 12 ng/ml können Herz-Kreislauf-Komplikationen die Folge sein. Zunahme der Magensaftsekretion, krampfartige Kopfschmerzen sowie Arrythmien sind weitere Symptome einer Histaminfreisetzung.
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2.
Das Lösungsmittel Cremophor EL in der Kombination mit den Wirkstoffen Propanidid oder Althesin ist für eine Histaminfreisetzung verantwortlich.
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3.
Etomidat hat nach eigener 10-jähriger klinischer Erfahrung noch keine systemische anaphylaktoide Reaktion verursacht. Im klinischen Experiment kam es jedoch zu einer Histaminfreisetzung. Inzwischen sind von anderen Untersuchern in der Klinik anaphylaktoide Reaktionen beobachtet worden.
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4.
Bei den Benzodiazepinen war bisher noch keine massive Histaminfreisetzung erkennbar, die zu klinisch relevanten anaphylaktoiden Reaktionen geführt hat.
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5.
Unter den Relaxantien gelten Suxamethonium, Alloferin und d-Tubocurarin als Histaminliberatoren, während Pancuronium nur vereinzelt anaphylaktoide Reaktionen verursacht.
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6.
Blut und Plasmaersatzmittel vermögen Histamin freizusetzen. Aufgrund neuer Herstellungsbedingungen ist nach “Haemaccel 35” die Histaminfreisetzung deutlich geringer. Umfangreiche klinische Untersuchungen mit dem verbesserten Haemaccel sind schon durchgeführt worden und zeigten bisher keine Reaktionen. Es müssen jedoch weitere klinische Erfahrungen gesammelt werden, ob Haemaccel 35 einen echten Fortschritt gebracht hat.
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7.
Obwohl im geringen Maße auch nach Dextran Histaminanstiege im Plasma (bis zu 2, 5 ng/ml) nachzuweisen waren, wird die Dextranunverträglichkeit als Komplementaktivierung über den klassischen Weg als gesichert angesehen. Bei schweren Zwischenfällen unter Dextran konnte bei fehlender oder klinisch bedeutsamer Histaminfreisetzung ein hoher Anti-Dextran-Antikörpertiter gemessen werden.
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Doenicke, A., Lorenz, W. (1985). Histaminfreisetzung durch Arzneimittel Allgemeiner Überblick. In: Doenicke, A., Lorenz, W. (eds) Histamin und Histamin-Rezeptor-Antagonisten. Sertürner Workshops Einbeck. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93284-7_2
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