Zusammenfassung
Ungleich wichtigere und innigere Beziehungen zu der sozialen Umwelt als die akuten weisen die chronischen Infektionskrankheiten auf, da sie seit Jahrtausenden mit der Bevölkerung der Kulturländer verwachsen sind und diese sich leider mit ihnen wie mit etwas Unvermeidlichem abzufinden gewöhnt haben. Wir beginnen mit der für diese Krankheitsgruppe am meisten charakteristischen Lungentuberkulose.
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Literatur
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Wohl am entschiedensten hat Cornet (Die Tuberkulose. Bd. 2, S. 878, Wien 1907) den Wert der Heilstätten bestritten: „So viel aber ist sicher, die Heilstättenbewegung war nach mehrfacher Richtung verfehlt. Die Heilungen sind verschwindend selten im Verhältnis zu den Verpflegten, selbst die Erwerbsfähigkeit beim Austritt ist zum großen Teil nur ein Scheinerfolg; denn viele waren schon vor der Behandlung erwerbsfähig, bei anderen (Prophylaktikern usw.) ist die Diagnose fraglich, namentlich fraglich, ob sie wirklich (aktiv) tuberkulös waren, und endlich von den Tuberkulösen wären viele nach alter Erfahrung auch ohne die Heilstätten noch jahrelang arbeitsfähig geblieben. Die Heilstätten haben statistisch keine nachweisbare Abnahme der Tuberkulose erzielt, sind also in der jetzigen Form ein untaugliches Mittel zur wirksamen Bekämpfung der Volkstuberkulose. Ihr Nutzen steht in einem krassen Mißverhältnis zu ihren enormen Kosten, um so mehr als ihre Anlagen z. B. über den Zweck hinaus viel zu luxuriös sind. Die Volksheilstätten sind volkswirtschaftlich unrentabel, die Ziele, die sie erstreben, lassen sich auf anderen Wegen besser, billiger, schneller und vollständiger erreichen, daher ist die Verwendung öffentlicher Mittel, z. B. von Seite der Versicherungsanstalten, bei der jetzigen Form der Heilstätten ungerechtfertigt, da weit fruchtbarere Aufgaben ihrer Lösung harren. Die Heilstättenbewegung ist auch deshalb eine unglückliche zu nennen, weil sie die trügerische Hoffnung erweckt, auf dem Wege der Heilung die Tuberkulose zu vermindern, und dadurch von dem geraden Wege der rationellen Prophylaxe abgelenkt hat. Noch heute wird die Sputumprophylaxis, das wichtigste, recht stiefmütterlich behandelt. Es scheint leichter und lohnender zu sein, Millionen für Heilstätten auszugeben, trotz ihrer problematischen Erfolge, als sich energisch der unerläßlichen prophylaktischen Forderungen anzunehmen. Freilich tausend Spucknäpfe in Proletarierwohnungen, Fabriken und dunklen kleinen Werkstätten aufgestellt, um den Arbeitern die notwendigste Gelegenheit zur unschädlichen Beseitigung ihrer infektiösen Sekrete zu bieten, tausend eigene Betten für die Kranken, da, wo es nottut, verteilt, wirken nicht so effektvoll, sie können nicht der Anlaß feierlicher Einweihung und ihrer herkömmlichen Konsequenzen werden, sie geben nicht die Gelegenheit, die Verdienste so bemerkbar zu machen, und haben daher für den strebsamen Ehrgeiz weit weniger Verlockendes. Hat doch das dekorative und subjektive Moment bei der ganzen Heilstättenbewegung sich in unliebsamer oder oft widerwärtiger Weise vorgedrängt und viele von der tätigen Mithilfe zurückgehalten. Selbst in manchen Heilstätten kommt diese zum Ausdruck, die eher ein Repräsentationsgebäude verraten und deren Speisesäle zu Prunkgelagen bestimmt scheinen. “
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Grotjahn, A. (1923). Chronische allgemeine Infektionskrankheiten. In: Soziale Pathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93039-3_3
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