Zusammenfassung
Das Wort „Entartung“ in der hier gebrauchten Bedeutung ist natürlich wohl zu unterscheiden von der „Degeneration“, Entartung im eigentlich pathologisch-anatomischen oder klinischen Sinne als Bezeichnung der degenerativen Veränderungen der Zellen, Gewebe und Organe des Menschen. Entartung in unserem Sinne setzt vielmehr stets eine Vielheit von blutsverwandten Menschen und die Beziehung von Vorfahren zu Nachkommen voraus. Sie läßt sich umschreiben als eine körperliche oder geistige Verschlechterung der Nachkommen im Vergleich zu dem als vollkommen oder doch wenigstens nach dem Durchschnitt gemessen als im wesentlichen fehlerfrei vorgestellten Vorfahren.
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Literatur
Schallmayer, W.: Die drohende körperliche Entartung der Kulturmenschheit. Neuwied 1891.
Ploetz, A.: Die Tüchtigkeit unserer Rasse und der Schutz der Schwachen. Berlin 1895.
Schallmayer, W.: Vererbung und Auslese in ihrer soziologischen und politischen Bedeutung. Studie über Volksentartung und Volkseugenik. 2. Aufl. Jena 1912.
Die von A. Ploetz eingeführte Bezeichnung „Rassenhygiene“hat deshalb zu Mißverständnissen und Verwirrung namentlich bezüglich der Problemstellung geführt, weil gleichzeitig die arische Rassentheorie Gobineau’s eine Wiederbelebung erfuhr und manche Köpfe zu einer Verquickung mit der Ploetzschen Rassenhygiene verführte. Bei aller Wertschätzung des nordischen Rassenbestandteils unseres Volkes ist diese Verquickung ganz verschiedener Ideenkreise, die auf das mehrdeutige Wort „Rasse“zurückzuführen ist, abzulehnen und demgegenüber zu betonen, daß die Eugenik, wie die Engländer nach dem Vorgange Galtons, oder die Fortpflanzungshygiene, wie wir sie am besten nennen, eine objektive, für jede Gruppe von generativ miteinander verbundenen Individuen gültige Wissenschaft ist, ganz gleich, welcher Rasse im völkerkundlichen Sinne sie angehören.
Fahi Beck, P. E.: Der Adel Schwedens. Jena 1903.
Vgl. Abschnitt „Biometrie“von A. Gottstein im Gottstein-Tugendreich schen sozialärztlichem Praktikum. Berlin 1920.
Vgl. Crzellitzer, A.: Art. „Familienforschung“im Handwörterbuch der sozialen Hygiene. Hrsg. von A. Grotjahn und J. Kaup. Leipzig 1912.
Über menschliche Erbkunde vgl. Baur, E., Fischer, E., und Lenz, F.: Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassen-hygiene, Band I: Menschliche Erblichkeitslehre, 305 S., 1921, Band II: Menschliche Auslese und Rassenhygiene, 250 S., 1921;
Laquer, B.: Eugenik und Dysgenik, 62 S., 1914;
Siemens, H. W.: Die biologischen Grundlagen der Rassenhygiene, 80 S., 1917;
Siemens, H. W.: Einführung in die allgemeine Konstitutions- und Vererbungspathologie, 229 S., 1921.
Vgl. fortl. Lit. allj. in Abschnitt VIII der Grotjahn-Kriegelschen Jahresberichte über soziale Hygiene.
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Grotjahn, A. (1923). Die qualitative Rationalisierung der menschlichen Fortpflanzung. In: Soziale Pathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93039-3_23
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