Zusammenfassung
Angesichts der ständig zunehmenden Bedeutung der Erfahrungswissenschaften ist seit langem die Analyse des empirischen Erkenntnisverfahrens und hier wieder insbesondere des naturwissenschaftlichen in allen erkenntnistheoretischen Untersuchungen in den Vordergrund gerückt. Man hätte eigentlich erwarten sollen, daß auf diesem Boden die Gegensätze zwischen den üblichen philosophischen Weltanschauungen zum Schweigen gebracht werden könnten, zumal da es sich um die logische und erkenntnistheoretische Analyse des Verfahrens von Wissenschaften handelt, die sich ihrerseits fast niemals um philosophische Fragen gekümmert haben. Und dennoch wäre eine solche Ansicht völlig irrig. Die Gegensätze in der Interpretation der erkenntnistheoretischen Struktur der Erfahrungswissenschaften sind nicht weniger groß als jene im Gebiete der Metaphysik oder Ethik. In diesen Disziplinen — „Metaphysik“ als „Transzendenzmetaphysik“ oder als „Ontologie“ verstanden — kann man die Frage offen lassen, ob es sich bei ihren Problemen um sinnvolle Fragen handle oder nicht. In bezug auf die erkenntnistheoretische Situation der Erfahrungswissenschaften ist eine derartige „Ausklammerung“ der philosophischen Problematik nicht möglich. Kann man z. B. auf Fragen wie die, ob es ein „induktives Verfahren“ bzw. eine „induktive Bestätigung“ empirisch-hypothetischer Sätze gäbe oder nicht und worin eine solche bestehe, keine Antwort geben, so bedeutet dies, daß die Tätigkeit der Erfahrungswissenschaften in ihrem Verfahren nicht methodisch geregelt ist, sondern dem instinktiven Tun einzelner Forscher überlassen bleibt, ohne daß über Ziel, Methode und Berechtigung dieses Tuns eine Rechenschaft abgelegt werden konnte.
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Stegmüller, W. (1969). Objektive Oder Konventionelle Basis der Erfahrungserkenntnis?. In: Metaphysik Skepsis Wissenschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92990-8_4
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