Statistische Thermodynamik hochmolekularer Lösungen

Zusammenfassung

Die thermodynamische Theorie, wie sie in Kapitel I entwickelt wurde, liefert eine große Zahl von Beziehungen zwischen den verschiedenen makroskopischen Zustandsgrößen. Sie zeigt weiter, daß sich alle thermodynamischen Eigenschaften eines gegebenen Systems aus der Kenntnis gewisser Funktionen der Zustandsvariablen, der thermodynamischen Potentiale, ableiten lassen. Diese Betrachtungsweise hat einmal den Vorzug, daß ihre Ergebnisse ein Höchstmaß an Sicherheit besitzen, da sie rein mathematische Deduktionen aus den Hauptsätzen sind, welche die Ergebnisse zahlloser Experimente zusammenfassen. Zum anderen sind die Aussagen der Thermodynamik allgemein gültig, d. h. sie lassen sich auf jedes beliebige System, ein Gas, einen Kristall, eine Lösung, ein Gel oder was immer, anwenden. Indessen wird gerade diese Allgemeingültigkeit nur dadurch ermöglicht, daß man von vorneherein auf ein Verständnis der individuellen Eigenschaften konkreter Systeme verzichtet. Wir wissen etwa aus den Experimenten, daß niedrigmolekulare und hochmolekulare Lösungen sich sehr charakteristisch in ihren Eigenschaften unterscheiden. Wenn die experimentellen Daten ausreichen, können wir damit zwar die thermodynamischen Potentiale konstruieren und daraus weitere Folgerungen ableiten. Von einem wirklichen Verständnis kann aber erst die Rede sein, wenn wir wissen, inwiefern die erwähnten Unterschiede durch die Größe und Struktur der gelösten Moleküle bedingt sind.