Thermodynamische Betrachtungen

Zusammenfassung

Man unterscheidet in der Behandlung thermodynamischer Probleme bekanntlich zwei verschiedene Richtungen, eine Thermodynamik der Kreisprozesse, die im wesentlichen auf Namen wie Carnot, Raoult, Van’t Hoff, Helmholtz, Nernst u. a. zurückgeht, mid eine Thermodynamik der charakteristischen Zustandsfunktionen, die sich hauptsächlich an die Namen Gibbs und Planck knüpft. Dieses Nebeneinander verschiedener, historisch bedingter Richtungen hat dazu geführt, daß die Entwicklung der Thermodynamik in einzelnen Sprachgebieten einen recht verschiedenen Verlauf genommen hat. Im angelsächsischen Sprachgebiet hat das bekannte und didaktisch so erfolgreiche Buch von Lewis und Randall die GIbbssche Thermodynamik sehr bald einem weiten Kreis von Wissenschaftlern und Technikern zugänglich gemacht, so daß sie heute allgemein verwendet wird. In Deutschland hat sich die Gibbssche Thermodynamik trotz der Übersetzung des Lewis-Randallschen Buches ins Deutsche bis heute nicht allgemein durchgesetzt, was letzten Endes einen sehr empfindlichen Nachteil bedeutet, da die Thermodynamik der Zustandsfunktionen, der chemischen Potentiale und der Aktivitäten zwar dem Anfänger größere Schwierigkeiten bieten mag als der anschaulichere Weg über die Kreisprozesse, ihn dafür aber reichlich entschädigt, denn er gelangt sehr viel rascher zu dem tieferen Einblick in die Zusammenhänge thermodynamischer Gesetzmäßigkeiten, der für ihre erfolgreiche Anwendung unerläßlich ist. Gerade im Hinblick auf diese verschiedenartige Entwicklung erscheint es nicht überflüssig, die Grundlagen der Gibbsschen Thermodynamik in kurzer, aber möglichst übersichtlicher Form diesem Band voranzustellen, wobei die im Zusammenhang dieses Handbuches vor allem interessierenden Fragen wie Löslichkeit, Phasenumwandlungen, Mischungseffekte usw. besonders berücksichtigt werden sollen.