Zusammenfassung
Nachdem Kraepelinseine Paranoia umrissen hatte, wurde bald die anfangs scharfe Grenze gegen den Kreis psychogener Reaktionen durch neue Beobachtungen gelockert. Friedmann beschrieb seine „milde Paranoia“, betonte gegenüber Kraepelin den blanden Verlauf und die relative Heilbarkeit und widmete seine Aufmerksamkeit besonders den auslösenden Erlebnissen. Gaupp dagegen legte in seinen Fällen „abortiver Paranoia“ den Nachdruck auf die eigenartige Charakterstruktur seiner Kranken. Beide Gesichtspunkte, den der Charaktergrundlage wie den der Erlebnisauslösung, hat Kretschmer in seiner Untersuchung über den sensitiven Beziehungswahn aufgenommen. Er blieb aber nicht dabei stehen, beide Faktoren gleichmäßig zu ihrem Recht kommen zu lassen, sondern zeigte ihr gerichtetes Zusammenspiel auf. Er wies nach, daß einer bestimmt herausgehobenen Charakterform auch eine genau gekennzeichnete spezielle Erlebnisbildung und -verarbeitung zukommen; jeder Charakter hat sein „Schlüsselerlebnis“.
Ernst Kretschmer zur Vollendung seines 60.Lebensjahres gewidmet.
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Literatur
Fbiedmann: Mschr. Psychiatr. 17, 467 (1904).
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Jaspers: Allgemeine Psychopathologie, 4. Aufl. Berlin u. Heidelberg 1946
Klimke: Arch. Psychiatr. (D.) 104, 223 (1936)
Kretschmer : Der sensitive Beziehungswahn, 2. Aufl. 1927.
— Medizinische Psychologie, 8. Aufl. 1945
Schneider, Kurt: Psychopathische Persönlichkeiten, 6. Aufl. Wien 1943
— Beiträge zur Psychiatrie. Leipzig 1946.
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© 1949 Springer-Verlag OHG., Berlin, Göttingen and Heidelberg
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Betz, K. (1949). Über sensitive Wahnbildungen nach Ehebruch. In: Ein Querschnitt Durch die Arbeit der Tübinger Nervenklinik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92532-0_13
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