Zusammenfassung
Die menschliche Sprache, die vornehmste Ausdrucksbewegung für unser Fühlen, Wollen und Denken, steht wie Gutzmann einmal schrieb „als soziales Bindeglied der Menschheit an erster Stelle“. Daher sind auch die Störungen der Sprache von großer sozialer Bedeutung und deren Kenntnis für den Arzt praktisch wichtig. Gutzmann hat nachdrücklich im klinischen Jahrbuch 1904 an der Hand der Statistik und öffentlicher Maßnahmen zur Bekämpfung von Sprachstörungen auf deren soziale Auswirkung namentlich bei der Berufswahl hingewiesen. In allen Berufen, die eine mehr oder minder gute Beherrschung der freien Rede erfordern, z. B. als Arzt, Lehrer, Geistlicher, Anwalt, Richter, Politiker, Offizier, kaufmännischer Vertreter, Schauspieler, Sänger, wird der mit einem Sprachfehler Behaftete mindestens schwer oder gar nicht vorwärts kommen. Wenn es auch hie und da z. B. Stotterer gibt, die auf der Bühne, der Kanzel oder am Rednerpult gut sprechen, so sind das doch Ausnahmen. Daß man Sprachgestörte weder als Verkäufer oder Verkäuferin noch als Kellner, auch nicht als Kindermädchen und nicht einmal als Maurerpaliere oder Laufburschen anstellen will, ist eine dem Spracharzt bekannte Tatsache. Aber auch in anderen Berufen, die wenig oder gar keine Redegewandtheit verlangen, fühlen sich unsere Kranken behindert, weil sie im täglichen Leben unter ihren Sprachfehlern zu leiden haben, die eben stets mehr oder minder antisozial wirken.
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Literatur
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Nadoleczny, M. (1929). Sprachstörungen. In: Amersbach, K., et al. Die Krankheiten der Luftwege und der Mundhöhle. Handbuch der Hals- Nasen- Ohren- Heilkunde, vol 1-5 / 5. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92491-0_8
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