Zusammenfassung
Die Physiologie des Vestibularapparates hat den breiten Weg der allgemeinen Physiologie eingeschlagen, der über das Tierexperiment und dessen Auslegung zu spekulativen Schlußfolgerungen und Überlegungen auf menschliche Zustände führt. Und wenn hier und da Stimmen laut werden, daß in Lehrbüchern und im Studienplan die Tierphysiologie, besonders die des Frosches, breit angelegt erscheint, die Physiologie des Menschen recht stiefmütterlich behandelt wird (Durig), so finden wir dieses Mißverhältnis in der Geschichte der Physiologie des Vestibularapparates ganz besonders ausgeprägt. Die Physiologie des Vestibularapparates am Tier war von Goltz über Ewald bis Mach, Breuer und Kreide voll ausgebaut und noch nach Jahrzehnten stand die Physiologie des menschlichen Vestibularapparates abseits davon und während die einzelnen klinischen Disziplinen immer wieder zu ihrem Mutterboden, der Physiologie zurückkehren, um mit frischen Anregungen neue Wege einzuschlagen, blieb der Otologie die Auswertung der physiologischen Ergebnisse des Tierexperiments durch lange Zeit versagt. Die verschiedene Stellung des Vestibularapparates bei Mensch und Tier gestattet nicht eine Schlußfolgerung und Anwendung der tierexperimentellen Resultate auf menschliche Verhältnisse; die untergeordnete funktionelle Stellung des Vestibularapparates beim Menschen und seine Überlagerung mit mächtig entwickelten Teilen des Zentralnervensystems ließ ihn zu wenig prominent erscheinen, so daß die wenigen Experimente am Menschen wegen ihrer Vieldeutigkeit und Unreinheit fast gar keinen Gewinn brachten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1926 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Neumann, H., Fremel, F. (1926). Die Physiologie des Bogengangapparates. In: Alexander, G., et al. Die Krankheiten des Gehörorgans. Handbuch der Hals- Nasen- Ohrenheilkunde, vol 6-8 / 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92483-5_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-92483-5_9
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-01032-6
Online ISBN: 978-3-642-92483-5
eBook Packages: Springer Book Archive