Das Färben der Verbandmaterialien

Zusammenfassung

Es ist eine vielfach verbreitete Ansicht, das Färben der Verbandstoffe sei von den Verbandstofffabrikanten eingeführt und geschehe von ihnen nur deshalb, um minderprocentige Imprägnirungen zu verdecken; es mag dasselbe hin und wieder aus diesem Grunde geschehen sein und noch geschehen, und der Verdacht einer betrügerischen Absicht ist jedenfalls ein sehr grosser, wenn beispielsweise die an und für sich gelbe Jodoformgaze auch noch gelben Farbstoff aufweist. Indessen sind mir Falle bekannt, wo der natürliche Farbenunterschied zwischen 5 procentiger und 10 procentiger Jodoformgaze durchaus nicht genügte und eine künstliche Vergrösserung desselben direkt verlangt wurde — höchstwahrscheinlich doch auf Wunsch des mit den Stoffen hantirenden Chirurgen. Nur auf Veranlassung der ersten Chirurgen sind im Anfange der siebziger Jahre die gefärbten Verbandstoffe in den Handel gekommen, sowohl um die verschiedenen imprägnirten Materialien und die wechselnden Procentsätze derselben von einander als auch von den ungetränkten mit Leichtigkeit unterscheiden zu können. Dieser Wunsch war umso mehr berechtigt, als in damaliger Zeit das mit den eben eingeführten Verbandmaterialien wenig oder noch gar nicht vertraute Unterpersonal der Kliniken einer leicht faselichen, optischen Beihilfe bedurfte, sich in dem für ihre Verhältnisse reichen Verbandstoffschatz zurecht zu finden.