Zusammenfassung
Johann G., 46 Jahre alt, ist ein kleiner Hutmacher in der Vorstadt. Ein Fabrikant ist sein Gönner und bringt ihn zu mir in die Ordination. G. leidet an Zwangshandlungen, die ihn so verfolgen, daß er keine Arbeit rechtzeitig abliefern kann. Er fürchtet immer, der Fertigware könnte ein Makel anhaften, eine Unreinlichkeit, ein Stäubchen oder Sandkorn und oft, wenn er die Ware zur Ablieferung schon verpackt, muß er sie wieder auspacken. Der Schatten des Papieres, der beim Einpacken entsteht, erschreckt ihn, und er muß wieder öffnen. Der Fabrikant sagt, daß G. sonst ein hervorragender Qualitätsarbeiter sei und ob ich diese ungeheuerliche Belastung nicht beseitigen könnte. G. war schon vorher bei Alfred Adler gewesen und der hat ihm gesagt, der Fall sei klar: G. wolle nicht Hutmacher sein, der Beruf freue ihn nicht und deshalb dieses Arrangement, das ihn mit der Zeit an den Bettelstab bringen müsse. Als G. einwendete, daß er seinen Beruf besonders gut verstehe und sogar einige Erfindungen gemacht habe, sagte Adler: „Aha, Sie glauben, daß Sie großartige Ideen haben, Ihre Beschäftigung dünkt Ihnen zu gering und daher das Ganze.“ Die Psychoanalyse brachte andere Motive zutage.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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© 1926 J. F. Bergmann, München
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Wittels, F. (1926). Zwangsneurose. In: Die Technik der Psychoanalyse. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92443-9_17
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