Zusammenfassung
1. Die Urform einer Staateraumwirtechafb ist in der Kriegswirtsehaft der Weltkriegszeit gegeben gewesen. Die englische Parole „business as usual“ — das Geschaftsleben läuft im altgewohnten Gleise weiter — hat sieh sehr bald in England selbst, vollends in den europäischen Festlandsstaaten (auch den neutral gebliebenen) nieht durchführen lassen; und ebenso haben sich die überseeischen Länder (einsehließlich der Vereinigten Staaten von Amerika) schon, ehe sie sich in den Krieg als Teilnehmer hineinziehen ließen, zu tiefgreifenden und grundsätzlichen Wandlungen ihres wirtsehaftliehen Aufbaus gezwungen gesehen. Kein Staat hat zwar völlig auf den internationalen Güteraustausch verzichtet, sich völlig von ihm abdrängen lassen; keiner ist von seinem Raume ganz abhängig geworden. Aber allenthalben hat der gebliebene Rest solchen Austausches sowohl dem Inhalt wie namentlich den Formen nach so gut wie nichts von der Weltmarktwirtschaft der vorausgegangenen Friedensjahrzehnte beibehalten können, Wesentliche Unterlage der Bedarfsdeckung ist denn doch in allen Staaten die heimische Gütergewinnung geworden — in einem Ausmaße, wie man es nirgends vorher für möglich gehalten hatte, und möglich geworden nur dadureh, daß die Staatsgewalten sich mit voller Maßgeblichkeit in den Verlauf des Wirtschaftslebens eingeschaltet haben, um die Gütergewinnung (einsehl. der Einfuhr) und den Güterbedarf (einsehl. der Ausfuhr) in stetigen Einklang zu bringen und darin zu erhalten. Vom Frühjahr 1915 an war kein Zweifel mehr, daß „die Kriegswirtschaft“ etwas Neues, etwas anderes als eine nur geänderte Friedenswirtsehaft war. Die Betonung des des Staatsraumes als der entscheidenden Unterlage des gesamten Wirtschaftslebens, das sieh je in diesem Raum abspielt, und die Zurückdrängung der Auslandsbeziehungen auf eine zwar wichtige, aber doch nur erganzende Aufgabe — dies hat eine grundsätzliche, nicht nur eine hie und da eintretende Abwendung vom Weltmarkt, ein völliges Umdrehen des Kraftverhältnisses zwischen Inland und Ausland bedeutet; und es hat zugleich die staatlichen Organe als die wichtigsten Träger des Staatsgedankens in die Lenkung des Wirtschaftslebens mit einer Wucht und einer Breite hineingehoben, die sich von allen staatlichen Wirtschaftsmaßnahmen der Vergangenheit ebenfalls grundsätzlich unterscheidet.
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Schrifttum
Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden: Wirtschafts-und Sozialgeschichte des Weltkrieges.
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Wiedenfeld, K. (1939). Die Kriegswirtschaft. In: Die Raumbeziehungen im Wirtschaften der Welt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92435-4_7
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