Physikalisch-chemische Grundlagen der biologischen Vorgänge

Zusammenfassung

Aus der Überzeugung, die Eigentümlichkeit biologischer Prozesse sei nicht so sehr in der besonderen Koordination der Teile als in dem Vorhandensein besonders „aktiver“ Teile begründet, entstand immer wieder die Hoffnung auf eine Lösung schwieriger Probleme durch Ermittlung der Stoffe, die die aktiven Gestalter eines passiven, nur als Baumaterial dienenden Substrats sind. Diese Anschauung mußte mit der fortschreitenden Forschung immer mehr revidiert werden; die Hormone, die organbildenden Substanzen und andere „Biokatalysatoren“ (Mittasch) der Tiere und Pflanzen sind nicht notwendig auf eine spezifische Leistung eingestellt und außerdem sind sie durch andere chemische oder physikalische Einwirkungen ersetzbar. Das gilt nicht nur für die Auxine, die sich immer mehr durch die Mannigfaltigkeit ihrer — den jeweiligen Bedingungen angepaßten — Wirkungen auszeichnen; es gilt auch für die „organbildenden Stoffe“ der Tiere: Der in Molchlarven die Zähnchenbildung veranlassende Stoff ist keineswegs für die besondere Art dieser Leistung verantwortlich zu machen; denn in Geweben anderer Organismen bedingt er andere, wenn auch verwandte Prozesse, z. B. veranlaßt er Froschgewebe unter geeigneten Bedingungen (Bauchhaut des Frosches in Mundgegend des Molchs verpflanzt) zur Ausbildung der für den Frosch charakteristischen Hornkiefer (Schotté, nach Spemann).