Zusammenfassung
Die wichtigsten von Seiten des Digestionsapparates auftretenden subjectiven Symptome sind:
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1.
Schlingbeschwerden. Sie bestehen in unangenehmen, bis mehr oder weniger schmerzhaften Empfindungen, die bei jeder Schluckbewegung im Gaumen auftreten und durch eine Entzündung der Gaumenbögen bedingt sind. Diese Entzündung tritt bei den mannigfachsten Affectionen der Rachenhöhle (Pharyngitis, Diphtherie, Tonsillitis etc.) als Begleiterscheinung auf und fasst man deshalb alle Affectionen, bei denen Schlingbeschwerden und Entzündung des Gaumens vorhanden sind, auch unter dem Sammelnamen Angina zusammen.
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2.
Schlechter (fader, pappiger, fauliger u. dgl.) Geschmack im Munde wird von den Kranken sowohl bei Affectionen der Mundhöhle, als auch bei sehr vielen primären und secundären Magenerkrankungen geklagt.
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3.
Das Verhalten des Appetites ist ein recht wichtiges diagnostisches Zeichen. Man beobachtet einmal abnorme Steigerung des Appetites, Bulimie (bei Hysterie, Geisteskrankheiten, Diabetes, Reconvalescenz von acuten Krankheiten, Neurosen des Magens, Gastrectasie etc.), andererseits Verminderung oder Fehlen des Appetites, Anorexie, (bei den meisten Magenkrankheiten, bei Fieber, bei Hysterie u. a.).
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4.
Aufstossen, Eructatio, kommt bei stärkerer Gasansammlung im Magen und Entweichen derselben nach oben vor; Sodbrennen, Pyrosis, ist ein Gefühl von Brennen, das längs der Speiseröhre empfunden wird und eine Folge des Vorhandenseins abnormer Säuren im Magen ist. Beide Symptome kommen vielen Magenoffectionen zu.
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5.
Brechneigung, Uebelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis) werden gewöhnlich zusammen angetroffen, kommen aber auch allein für sich vor. Je nach der Aetiologie des Erbrechens, die durch die objective Untersuchung zu ermitteln ist, unterscheidet man a) gastrisches E., durch Reizung der Magennerven bedingt, ein Symptom vieler Magenoffectionen. b) cephalisches E., durch Reizung des Brechcentrums in der Medulla oblongata bei Hirnkrankheiten, Urämie (?), in Folge von Ekel, heftigen Gemüthsbewegungen, beim Beginn acuter Krankheiten. c) sympathisches E., durch Reflexe von verschiedenen Körperregionen ausgelöst, bei Schwangerschaft, Peritonitis, Enteritis, Gallenstein- und Nierensteinkolik, Schlnndreizung etc. Weiter hat sich die Anamnese auf die Beschaffenheit des Erbrochenen (Menge, Farbe, Aussehen, Geruch und Geschmack) zu erstrecken; doch soll man sich nicht mit den anamnestischen Angaben begnügen, sondern auch das Erbrochene einer objectiven Untersuchung unterziehen (s. sp.).
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6.
Weiter examinirt man genauer das Verhalten der Stuhlentleerung (Menge der Entleerungen und der Faeces, Farbe, Consistenz etc.); auch hier ist es sehr wünschenswerth, sich nicht immer nur mit den Angaben der Kranken allein zu begnügen, sondern die Faeces öfter aufheben zu lassen und sich von ihrer Beschaffenheit selbst zu überzeugen (Untersuchung s. sp.). Nur betreffs zweier Eigenschaften ist man auf die Anamnese angewiesen, der Häufigkeit der Entleerungen, sowie ihrer Schmerzhaftigkeit.
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Wesener, F. (1892). Anamnese. In: Medicinisch-klinische Diagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92423-1_31
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