Zusammenfassung
Während die Spannung der Gefäßmuskulatur durch Adrenalin gesteigert wird, nimmt diejenige der kleinsten Bronchien der Lungen schon bei Verdünnungen von 1: 3 Millionen ab. Man hat von dieser Eigenschaft therapeutischen Gebrauch gemacht, um abnorme Spannungszustände der Bronchien (Asthma) zu beseitigen. — Dieser paradoxe Befund wird dadurch erklärt, daß der Tonus der Bronchialmuskulatur im Tierversuch ebenfalls durch Reizung des Halssympathikus herabgesetzt wird, während Vagusreizung ihn erhöht; die Adrenalinwirkung ist also auch hier wieder der Sympathikusfunktion gleichgerichtet. Ein anderes Beispiel für eine solche Tonusverminderung ist die Ösophagusmuskulatur, die an überlebenden Streifen nach Zusatz von Adrenalin zur umgebenden Ringerlösung erschlafft, ebenso wie am lebenden Tiere nach elektrischer Reizung des Sympathikus. —Schilddrüsenextrakte haben die entgegengesetzte Wirkung; sie erhöhen den Tonus der Bronchialmuskulatur. — Man hat dem Adrenalin auch eine direkte Einwirkung auf das Atemzentrum im verlängerten Mark zugeschrieben, da nach intravenöser Injektion die Atemzüge flacher werden, an Zahl allmählich abnehmen, und da bei großen Dosen sogar Atemstillstand eintritt. Doch kann diese Erscheinung auch zwanglos durch die bessere Blutzirkulation erklärt werden, die eine Abnahme des Kohlensäuregehaltes des Blutes und damit einen geringeren Reiz auf das Atemzentrum bedingt. Auch die nach Injektionen von Pituitrin beobachtete Abflachung der Atmung mit Frequenzabnahme bis zum Atemstillstand findet auf dieselbe Weise eine Erklärung, ohne daß man eine direkte Einwirkung auf die Endigungen der Atmungsnerven anzunehmen braucht.
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Weil, A. (1923). Atmung und Stimmbildung. In: Die Innere Sekretion. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92412-5_5
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