Krieg und Bevölkerung

Zusammenfassung

Am 24. März 1916 hielt ich in der Gesellschaft der Ärzte in Wien einen Vortrag über Krieg und Bevölkerung. Der Herausgeber dieser Ergebnisse hat mich aufgefordert, einen Artikel über diesen Gegenstand im Rahmen dieser Ergebnisse zu veröffentlichen, eine Aufforderung, welcher ich um so lieber nachkomme, als mir dadurch Gelegenheit geboten wird, das Gesagte zu ergänzen, Mißverständnisse aufzuklären und falsche Deutungen zu beseitigen. Es sei mir gestattet, bevor ich an die Besprechung des Gegenstandes selbst gehe, einige Bemerkungen prinzipieller Natur vorauszuschicken. Ich habe die Kriegsfolgen, insoweit sie sich am Bevölkerungskörper schon heute nachweisen lassen und später noch mit größerer Sicherheit feststellen lassen werden, vom biologischen Standpunkte betrachtet und mich dabei vollkommen ferne gehalten von allen politischen Erwägungen. Es ist Sache der Politiker, die sich eventuell ergebenden Schlüsse politischer Natur selbst zu ziehen. Daß die Grundlinien der biologischen Betrachtung des Menschengeschlechtes sich mit jenen der soziologischen vielfach schneiden, ist nur selbstverständlich. So wie meine Auseinandersetzungen den einen zu wenig biologisch, den anderen zu sehr politisch, vielen zu sehr sozialistisch waren, so waren sie einzelnen besonders ängstlichen nicht hinlänglich patriotisch. Ich führe dies hier an, nicht um mich zu verteidigen oder zu rechtfertigen, sondern einzig und allein zur Wahrung meines Standpunktes, der in bezug auf die Betrachtung der Kriegsfolgen, soweit sie hier geäußert sind, nichts mit Politik oder Sozialismus zu tun hat.