Die Anaphylaxieforschung im Zeitraume von 1914–1921

Zusammenfassung

Die Hochflut der experimentellen Arbeiten über anaphylaktische Probleme, die für die letzten Jahre vor dem Ausbruch des Krieges bezeichnend war und in kurzen Intervallen zu kritischen Revisionen des wissenschaftlichen Tatbestandes nötigte, ist seit 1914 rasch verebbt; die Institute und Laboratorien der kriegführenden Staaten sahen sich vor andere, praktisch wichtigere Aufgaben gestellt, welche ihre Leistungsfähigkeit vollauf in Anspruch nahmen. Dieser Umstand mag mit beigetragen haben, daß sich seit meinem letzten Referat (vgl. diese Ergebnisse, Bd. I, 1914, S. 257–371), keine besonders tiefgreifenden Veränderungen auf diesem Wissensgebiete vollzogen haben, weder im Hinblicke auf die prinzipiellen Auffassungen über das Wesen der Anaphylaxie, noch auch im Sinne umfangreicher Erweiterungen unserer Kenntnisse über die Komponenten der anaphylaktischen Reaktion oder über den Mechanismus des Reaktionsablaufes. Von diesem Standpunkte aus betrachtet lag für mich kein zwingender Grund vor, schon jetzt an eine Fortsetzung und Ergänzung meiner zusammenfassenden Darstellungen der Lehre von der Anaphylaxie ¹) zu schreiten, da sich die neuerworbenen Einsichten und der Zuwachs an hypothetischen Erklärungsversuchen ganz gut in den Rahmen meiner früheren Ausführungen einpassen lassen; abgesehen davon besteht auch in der jüngsten Literatur kein Mangel an teils kurzgefaßten, teils ausführlichen Abhandlungen, welche sich mit der Entwicklung der Anaphylaxiefrage und der Schilderung ihres jeweiligen aktuellen Standes beschäftigen und dem Leser eine rasche Orientierung über das Thema gestatten (Arthus, Besredka, Bordet, A. E. Coca, Cunningham, Dale, Friedberger, Kopaczewski, Loewit-Bayer, Weichardt, Wells, Zinsser u. a.).