Zusammenfassung
Vielleicht der überraschendste Eindruck, den ein bodenkundlich interessierter Theoretiker bei der Unterhaltung mit praktischen Landwirten der gemäßigten Klimate und noch mehr mit Pflanzern der warmen Klimate empfangen kann, ist der folgende: Obwohl sich jeder Praktiker selbstverständlich vollständig darüber klar ist, daß ohne das nötige Wasser kein Gewächs, möge es heißen wie es wolle, irgendwie gedeihen, geschweige denn irgendwelche Ernte bringen kann, obwohl Be- und Entwässerungsmaßnahmen anerkanntermaßen zu den wichtigsten Kulturmaßnahmen der intensiven Landwirtschaft nicht nur in regenarmen Ländern, sondern in steigendem Umfange auch im feuchten gemäßigten Klima gehören, gähnen wohl auf keinem Gebiete landwirtschaftlichen Wissens in Praktikerkreisen so große Lücken, wie gerade hinsichtlich des Wasserhaushaltes der Kulturpflanzen und des Bodens. Daß dürre Jahre, d. h. extremer Wassermangel, die Auswirkung auch der besten Bearbeitung und Düngung auf den Ernteertrag paralysieren, wird allgemein als selbstverständlich betrachtet. Aber nur ein ganz verschwindender Teil der Praktiker ist sich darüber im klaren, daß auch in sog. normalen Jahren das für die Kulturpflanzen verfügbare Wasser in weitaus der Mehrzahl der Fälle der Minimumfaktor ist, der die Erträge begrenzt und Maßnahmen, die unter besseren Verhältnissen der Wasserversorgung rentabel wären, in ihr Gegenteil verkehrt. Saat- und Pflanzweiten, d. h. die Zahl der pro Hektar mit dem vorhandenen Wasser zu versorgenden Individuen, werden gewöhnlich in keinerlei Beziehung zu dem tatsächlichen Bedarf gesetzt, wie man namentlich bei tropischen Pflanzungsanlagen in ganz besonderem Maße beobachten kann, mit dem Ergebnis, daß die durch zu starke gegenseitige Konkurrenz Mangel an ihrem Hauptlebenselement, dem Wasser, leidenden einzelnen Pflanzenindividuen zu einer befriedigenden Produktion innerhalb der Grenze der Rentabilität nicht in der Lage sind.
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Vageler, P. (1932). Wasserlieferung und Wasserbilanz der Böden. In: Der Kationen- und Wasserhaushalt des Mineralbodens. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92343-2_5
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