Abnorme Grade der Giftempfindlichkeit

Zusammenfassung

Die „normale“ Empfindlichkeit gegenüber einem Gift geht, ohne scharfe Grenzen, einerseits in Unterempfindlichkeit, andererseits in Überempfindlichkeit über. Dies gilt sowohl für die Empfindlichkeit des Individuums bei einem bestimmten Weg der Einverleibung wie für die unmittelbar festgestellte Empfindlichkeit bestimmter Zellen (S. 130). Unterempfindlichkeit gewissen Grades bezeichnet man als Immunität (Unempfindlichkeit), bestimmte Fälle von Überempfindlichkeit als Aphylaxie. Beide Namen hat man allmählich in weiterem Sinne gebraucht. All diese Begriffe sind „spezifische“ und relative. Spezifische (9. Kap.), sofern ein gewisser Empfindlichkeitsgrad sich nur auf eine bestimmte Tierart oder Individuum einerseits und auf ein bestimmtes Gift andererseits bezieht. Es hat somit keinen Sinn ein Tier immun oder überempfindlich zu nennen ohne Hinsicht auf ein bestimmtes Gift, wie z. B. Atropin oder Tetanus. Widerstandsfähigkeit (Resistenz) ist ein anderer, allgemeiner Begriff, der sich auf jede schädliche Einwirkung überhaupt beziehen kann (S. 208). Empfindlichkeit in ihren Abstufungen ist ein relativer Begriff, weil ihre Größe durch die zur Schädigung erforderliche schädliche Giftmenge bestimmt wird. Es kann ein bestimmtes Tierindividuum gegen eine gewisse Menge eines Giftes unempfindlich erscheinen, während es durch eine größere Menge desselben Giftes getötet wird. Je mehr die Empfindlichkeit für (Disposition zur Schädigung durch) ein bestimmtes Gift sich 0 nähert, um so größer ist die zu einer bestimmten Schädigung erforderliche Menge.