Zusammenfassung
Wir denken uns zunächst den ganzen Körper in Ruhe. Nach dem Tode, vor oder nach der Totenstarre, besteht physikalisches Gleichgewicht zwischen den gedehnten und zusammengedrückten Körperteilen, öffnen wir die Brusthöhle eines Erwachsenen, so strömt Luft hinein, es ziehen sich die Lungen zusammen („Kollaps“), die Bronchien verengern sich, ihre Schleimhaut faltet sich, das Zwerchfell steigt kaudalwärts herab, die Rippen bewegen sich auswärts; beides ist zu beobachten nach vorheriger Entfernung der Bauchorgane. Könnten wir es sehen, so würden wir zugleich Verengerung der intrathorakalen Adern beobachten. All diese Erscheinungen sind Änderungen der Spannung zuzuschreiben, welche durch Dehnung, Druck, Biegung oder Drehung (Torsion) entstehen. Während des Lebens kommt der Muskeltonus hinzu. Beim Neugeborenen, der noch gar keine Einatembewegung gemacht hat, fehlen die Spannungen, welche durch Öffnung der Brusthöhle des Erwachsenen abnehmen oder schwinden. Wie und wodurch entstehen sie denn.? Sobald durch Muskelwirkung die erste Einatmung stattfindet, erweitert sich der Brustkasten und werden die Lungen gedehnt und lufthaltig. Durch Wachstum nimmt dann der Brustraum rascher an Kapazität zu als die Brustorgane an Volumen (Hermann, K. Lehmann). Durch dieses Mißverhältnis zwischen Thoraxkapazität und Gesamtvolumen der Brustorgane zugunsten der ersteren treten Dehnungen elastischer Gebilde, also Spannungen ein. Man schreibt sie oft bloß „der Lungenelastizität“ oder dem „Lungenzug“ zu, aber mit Unrecht, denn die Lungenspannung entsteht genau so wie die Spannungen der übrigen elastischen Gebilde. Auch dann, wenn beim Neugeborenen schon vor der ersten Atmung Spannungen vorhanden wären, würden sie durch ein Mißverhältnis infolge rascheren Wachstum zunehmen. Folgender Versuch möge dies veranschaulichen.
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Literatur
Tendeloo: Studien. — Brauer: Z. B. Suppl. 7. 1905. — Minkowski: H. a. P. II. — Staehelin: (Pneumothorax) In Mohr-Staehelin II. — Eppinger: Das Zwerchfell. In Nothnagel (Suppl.). — v. Murait: M. m. W. 1910. — Nitsch: Brauers Beitr. z. Klin. d. TuberkuL Bd. 18. 1910. — D. Gerhardt: Z. f. k. M. Bd. 55. — Loeschcke: D. P. G. 1913.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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© 1925 The Author, Leiden-Oegstgeest
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Tendeloo, N.P. (1925). Intrathorakale und intraabdominale Druck- und Spannungsverhältnisse. In: Allgemeine Pathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92320-3_28
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